"So etwas gabīs nur einmal..."


Es war am 30.11.1979. Ein ganz normaler Freitag Nachmittag im Sauerland. Meine Nachbarn Achim und Benno kommen so gegen 16 Uhr bei uns vorbei um sich zu erkundigen, was dieses Wochenende so los sei. Nichts war los. Fast im Nebensatz erwähnte ich: "Außer dass Grobschnitt heute Abend in Bremen spielt, wüsste ich auch nichts." Wir, das waren mein Bruder Michael, Achim, Benno und ich, schauten uns nur an, grinsten und ohne jedes weitere Wort hatten wir einen Plan: "Wir leihen uns ein Auto und ab nach Bremen."

Die Zeit war knapp, das Auto schnell besorgt. Nur, wie kommen wir an Karten für das Konzert ? Kurzerhand suchte ich die Telefonnummer der Stadthalle Bremen heraus und bekam dort irgendwie "Mist" ans Telefon. Ich bat ihn, uns Karten an der Kasse zurücklegen zu lassen. "Kein Problem", sagte er. Gegen 17 Uhr fuhren wir los. Es lagen ca. 250 km vor uns. Keiner wusste genau, wo die Stadthalle in Bremen war. Aber egal, wir würden heute Abend auf jeden Fall Grobschnitt sehen!

Bis Bremen kamen wir gut voran. Aber dann in Bremen: Ich kann mich nur an einen Kreisverkehr erinnern, an dem wir falsch abgebogen sein müssen. Auf jeden Fall hatten wir uns völlig verfahren. Wann wir dann die Stadthalle erreichten, kann ich nicht mehr sagen. Ich weiß nur genau, dass die Band gerade "Come on People" spielte. An der Kasse fragte ich nach unseren Karten: Schock!!! Der Mann hinter der Glasscheibe wusste von nichts. Irgendwie müssen wir jedoch sehr glaubwürdig ausgesehen haben; er ließ uns dann tatsächlich ohne Karte rein! (Ob es das heute noch gibt?).

In der Halle das übliche Bild der GS-Konzerte. Die Besucher saßen friedlich auf dem Boden, die Band rockte auf der Bühne. Und wir? Frag' mich nicht wie, aber irgendwie haben wir es geschafft, uns bis zum letzten Ton von "Come on People" etwa 5 Meter vor der Bühne mittig einzuordnen. In diesem Moment kommt Eroc von seinem Schlagzeugpodest herunter (auf der Merry-Go-Round Tour machte er fast alle Ansagen), um den nächsten Programmpunkt einzuleiten.

Ich rief: "Hallo Erke" und hob die Hand. Eroc schaute, hörte prompt mit seiner Einleitung auf, schüttelte den Kopf und sagte: "Das gibt es doch nicht. Ich möchte jetzt erst einmal ein paar handfeste Grobschnitt Fans begrüßen. Der Grobschnitt Fan Club Menden ist extra aus dem Sauerland angereist, um dieses Konzert zu sehen." Die beiden Verfolgerspots (rechts und links neben der P.A.) wurden auf uns gerichtet und die ganze Halle jubelte. Was in solch einem Moment in einem vorgeht, kann man nicht beschreiben. Mir stehen jetzt noch - fast 22 Jahre später - wieder die Haare. Unglaublich!

Das Konzert war wie immer spitze. Nachher waren wir auf eine halbe Stunde Backstage, haben uns noch kurz mit der Band unterhalten und uns dann wieder auf den Heimweg gemacht. Irgendwann gegen 4 Uhr früh, nach einem Currywurstfrühstück (kleingeschnitten) im Autobahnrestaurant Dammer Berge, kamen wir wieder heile im Sauerland an.

Ich habe davor und danach sehr viele Konzerte von Grobschnitt gesehen. Alle waren sie gut. An dieses eine jedoch erinnere ich mich am liebsten zurück........

-Ralf Dreger-