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Die sechs "enfants terribles"
Fetziger Auftritt der Pop-Gruppe "Grobschnitt" im
Elzer Hof
Ein lauter, bunter, fetziger Auftritt der
"Grobschnitt-People" im Mainzer Konzerthaus! Ach nein mit den "Village
People" wollen sie nicht in Verbindung gebracht werden, die, so meint
"Lupo" an der Lead-Gitarre, machen ja auch Disco und keine Pop-Musik so wie sie
selbst, die sechs singenden, tobenden kreischenden "Enfants terribles" mit ihrer
"road crew" aus Hagen. Ihr "Super-Akt" ist provozierend, aber im
Grundton von charmanter Albernheit. Sie rühmt sich, die beste Live-Band Deutschlands zu
sein, hat sieben erfolgreiche LPs' herausgebracht und Ende letzten Jahres den ersten Platz
der TV "Rock-Palast"-Beliebtheit belegt - nicht zu bezweifeln, der Andrang des
Publikums ist kaum zu halten. Vor Beginn der Show sah man Grüppchen um den Block
schleichen und sich durch fremde Gittertore Eintritt in den über-ausverkauften Elzer Hof
verschaffen.
Für Pop-Fans, denen eine Action-Show mit sanft eingehauchter
Sozialkritik lieber ist, als die Monotonie des Disco-Gehopses, bedeutet Grobschnitt in
Deutschland wahrhaftig Erlösung. Udo Lindenberg, dem Grobschnitt an mancher Stelle á la
Zadék-Inszenierung nachzueifern versucht, spricht jedoch ein ganz anderes Publikum an.
Grobschnitt-Fans sind zum größten Teil Schüler, was die Musiker sehr wohl wissen und
auch deutlich ansprechen: "Habt Ihr dieses Mal eure Lehrer dabei? Nächstes Mal
bringt Ihr dann den Direktor und übernächstes Mal den Kultusminister mit - daß die uns
aber dann bloß nicht den Part zensieren...", den nämlich, wo es "Ernie",
der Spaßvogel im rotkarierten Hemd, und Lederhosen, auch Toni Moff Mollo genannt, als
Frau verkleidet mit dem Teufel treibt. Obszön? Dafür darf viel zu viel gelacht werden.
Das Phänomen aus Hagen samt Techniker, Tonmischer und Kostümemacher
beharrt eigenwillig auf seiner Ansicht von Musik und Show, ist auf den ersten Blick alles
andere als erfolgsträchtig und macht seine Musik nicht nach kommerziellen Gesetzen.
Oftmalige Wiederholungen eingängiger Melodien fehlen in den bis zu halbstündigen
Konzeptstücken fast vollständig, und selbst wenn einige Melodien oder Gitarrengriffe
mehrmals harmonisch hintereinander gespielt werden, wird der Höreindruck durch eine bunte
Themenvielfalt wieder ausgelöscht.
Grobschnitt-Stücke sind Erzählstücke, wer sie hört, ahnt das
Spektakel, wer sie sieht, läßt sich gerne hineinziehen in das Jahrmarktsgetümmel aus
Bühnennebel, Lightshow und maskiertem Klamauk.
bea
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