Artikel aus "Bergische Blätter" vom 20. Mai 2000


Foto: Ralf Silberkuhl

 

Leute im Tal: Harald Eller

"Ohne Bass kein Spaß"

Der Kontrabass "erdet die Band - ihn zu spielen, insbesondere den tiefen Ton, sei ein "organisches Gefühl, tief sinnlich zu empfinden und zu erfassen", sagt Harald Eller vom Umgang mit seinem Instrument. Genau das ist es, was man in seinen Konzerten sieht, hört und spürt.

Harald Eller, 1956 in Remscheid geboren, danach Kindheit und Schule bis zum Abitur in Meinerzhagen, nahm schon vor dem Schulabschluss bei Dieter Kreidler in Wuppertal das Gitarrenstudium auf und führte es bis zur künstlerischen Reifeprüfung an diesem Instrument weiter. Der Kontrabass kam zunächst autodidaktisch sozusagen unter "ferner liefen" dazu, mauserte sich aber bald zum offiziellen Nebenfach an der Musikhochschule. "Er ist heute noch ein ausgezeichneter Gitarrist", betont Schulfreund, Kollege und Weggefährte Wolfgang Schmidtke, mit dem Harald Eller nach dem Abitur eine "Bude" in der Wülfrather Straße bezog. In der Tat ist er ein gefragter Gitarrenlehrer geworden und wohnt - bodenständig - noch immer im alten Domizil von damals in der Elberfelder Nordstadt.

 

Der Bass allerdings hat im Leben des Musikers Eller die Hauptrolle übernommen, was, wenn man die Verschmelzung des Künstlers mit dem Instrument erlebt, naturgegeben erscheint. Ellers feinsinniges, meditatives Spiel, seine Ruhe und Abgeklärtheit haben ihm die Bezeichnung "Buddha am Bass" eingetragen und machen ihn begehrt als Mitwirkenden in diversen Ensembles. Seine Bandbreite geht von Free Jazz über Modern und Cool Jazz, Funk und Hard Rock bis Pop. Sein Motto "Kein Purismus und keine Dünkel" ermöglicht ihm den problemlosen Umgang mit jedem Genre. Einfach nur gute Musik will er machen.

Das tut er mit Wolfgang Schmidtke schon seit 1974 gemeinsam. Ende der 70er Jahre gehörten sie experimentierfreudig zur Free Jazz-Szene. Noch heute spielen sie im Wolfgang Schmidtke Orchestra zusammen. In den 80er Jahren war Eller bei "Grobschnitt" am E-Bass, mit Tom Mega und der Band "Ufermann" trat er auf, so beim Jazz-Festival in Montreux, und die René Pretschner Band ist eines seiner ständigen Ensembles. Free Jazz machte Harald Eller mit Hans Reichel, dessen "Daxophon" er auch spielt. Mit Patrick Schimanski und "Nappo" Bernatzki hat er bei den Bad Hersfelder Festspielen das Musikprogramm gestaltet. Auch Bühnenmusik beim Wuppertaler Schauspielhaus steht auf seiner Liste, so etwa "Buddy Bolden" und zuletzt "I have a dream". Mit Bernatzki spielt Eller als "Duo Torroba" Renaissance-Musik auf Gitarre und Saxophon.

Wenn er nicht spielt, schätzt Harald Eller einen gepflegten Restaurantbesuch oder der Junggeselle lässt sich auch sehr gerne "bekochen". Den französischen oder italienischen Wein (vorzugsweise rot) bringt der Weinkenner dann selber mit. "Das Größte ist Bordeaux. Und Fois gras ist der absolute Hochgenuss", sagt er strahlend. Den Ausgleich zum Arbeiten und Schlemmen findet er im Fahrrad fahren. Harald Eller ist in Bescheidenheit zufrieden. Anerkennung sei etwas erstrebenswert Schönes. Der Weg dahin sei die Arbeit an der Verbesserung, im Bewusstsein der eigenen Unzulänglichkeit. Eine beachtliche Strecke dieses Weges ist Harald Eller bereits gegangen.

FRANK BECKER

Harald Eller