Artikel aus dem Musikertreff Ausgabe März 1982

 

Grobschnitt-Fans kennen ihn mit vielen Gesichtern, er liebt die Verkleidung. Aber nicht nur seine Rolle als Grobschnitt-Trommler machte Eroc bekannt, sondern auch seine vier Solo-LPs. Mit "Wolkenreise" landete er einen absoluten "Hit". "EROC 4" ist nun seit Ende Februar auf dem Markt, für uns ein willkommener Anlaß, uns mit diesem interessanten Künstler zusammmenzusetzen.

"lch mache meine LPs eigentlich nur für mich!"

MUSIKERTREFF: Einige Stücke auf Deiner LP, die ich gleichzeitig auch am eingängigsten finde, sind mit "Kühn" gezeichnet, wie kam es bei Euch zu dieser Zusammenarbeit, und was hat es für Dich gebracht?

EROC: Die Plattenfirma wollte von mir, wie das so üblich ist, einen Nachfolgehit von der "Wolkenreise", was mir aber nichts gebracht hätte. Ich hab' einfach keine Lust gehabt, mich zu wiederholen oder zu kopieren und nochmals das gleiche Stück zu machen. Weil Lupo auch ganz gute musikalische Ideen hat, die er bei der Gruppe aber nicht immer unterbringen kann, hat er das mal vorgespielt. Ich fand die Sachen gut und wir einigten uns darauf, daß ich alles instrumentiere und er als Komponist auf die LP kommt.

Die Zusammenarbeit war einfach so, daß er mir die Stücke vorstellte, ich aber freie Hand hatte in der Auswahl der Instrumente, ich konnte auch sagen, das mache ich lieber anders. Also die Idee zur Grundmelodie ist von Lupo gekommen. Ich hab' s ihm dann noch mal vorgeführt, wie's ihm gefällt, und er hat noch ein paar Vorschläge gemacht, 2 - 3 Synthis reinzuspielen. Es sollten aber Eroc-Nummern sein.

MUSIKERTREFF: Hat Lupo kein Instrument auf der Platte gespielt?

EROC: Er hat auf "Javea" die Gitarre gespielt und auf "Vogelfrei" die Sologitarre.

MUSIKERTREFF: Die Stücke sind alle so ziemlich gleich gehalten, abgesehen vom "Hagener Wellenreiter". Du hast auf Deinen anderen Platten noch mehr experimentiert. Deine neue LP dagegen ist irgendwie kompakter. Hat das vielleicht was damit zu tun, daß Du Dir von manchen Sachen eben eine Auskopplung versprichst?

EROC: Nein im Gegenteil! Ich halte überhaupt nichts davon, wenn Stücke ausgekoppelt werden, um als Single noch mal verkauft zu werden. Der Sound da drauf ist nämlich so schlecht, daß sich kein Mensch dieses "Geknister" und "Geschrabbel" anhören kann. Da kommt überhaupt nichts mehr rüber! Die Singles sind nämlich auf Altmaterial aufgebaut, das sind alte eingestampfte LP's. Leider hat die Plattenfirma vertraglich das Recht, jedes Lied auszukoppeln, das sie möchte. Die Maxi-Singles dagegen haben wieder ‘ne viel bessere Qualität. Deshalb habe ich auch Druck dahinter gemacht, daß "Vogelfrei" noch mal als Maxi-Single rauskommt.

Mit dieser LP wollte ich meinen Weg fortsetzen, so wie ich ihn angefangen habe. Ich habe bisher drei LP's gemacht, und jede ist anders geworden. Auf einer hab' ich etwas ‘rumexperimentiert, auf einer anderen ist die Vergangenheit ein bißchen heraufbeschworen worden und bei der wollte ich eben ‘ne schöne runde Sache machen. Das scheint mir endlich mal ein Weg zu sein, der sich lohnt.

MUSIKERTREFF: Meinst Du, der sich kommerziell lohnt, oder musikalisch?

EROC: Hm - Du weißt ja genau, was läuft. Du kennst die Szene, Du hast die Zeitung, Du hast Deinen Laden. Wenn Du mit Deiner Stimme gegen Betonwände schreist, dann kommt Dein eigenes Echo zurück. Du kannst Dir dann zwar noch Deine Fäuste daran blutig hauen, aber mehr kannst Du schon nicht mehr machen. Aber Du kannst ‘ne kleine Blume pflanzen, dann freu‘n sich ein paar Leute daran, oder einen Baum pflanzen, dann pinkeln in 10 Jahren ein paar Hunde daran. Und genau das meine ich! Du kannst zwar versuchen, die Welt zu verbessern mit Wahnsinnstexten, du kannst gegen Mac Donald wettern oder gegen das Hochhaus von der Sparkasse, aber im Grunde erreichst du damit gar nichts! Du setzt nur ein paar schlimme Sprüche in die Welt, aber wie beschissen alles ist, das sieht jeder, das brauche ich mir nicht extra auf ‘ner Schallplatte anzuhören.

Ich glaube, daß die Leute, die heute solche Texte machen, wie sie in der neuen Welle üblich sind, eigentlich sehr gute Ziele haben. Sie wollen den Leuten sagen: das ist schlimm und wir müssen allmählich was machen! Aber ich glaube, das sieht jeder heutzutage, das braucht man ihnen nicht noch auf künstlerischem Wege vorzusetzen. Ich finde, der künstlerische Weg der Musik, der kann, auch wenn er in die andere Richtung geht - das was man schon fast wieder als Ästhetik auffaßt - bei den Leuten auch ‘was bewirken. Die hören sich das abends an und sehen, was schön ist. Und wenn sie was Schönes sehen, sehen sie den Kontrast zum Häßlichen genauso stark, vielleicht sogar noch stärker als durch ein Bild.

MUSIKERTREFF: Demnach müßtest Du dann ja auch diese typischen amerikanischen Serien gut finden, weil die Leute dann, z.B. im Familienleben den starken Kontrast sehen.

EROC: Du meinst diese "heile-Welt-Serien". Ich finde im Prinzip eigentlich alles scheiße, was die Industrie vervielfältigt, um die Leute auf irgendein Level zu bekommen. Genauso, wie ich eigentlich LPs scheiße finde. Das hab' ich Dir ja schon mal gesagt, daß LPs eigentlich pervers sind. Daß das wirklich vervielfältigte Gefühlchen sind, verstehst Du und da sind wir beim Kernpunkt der Sache. Ich mach' meine LPs eigentlich nur für mich.

MUSIKERTREFF: Nur für Dich? Aber sie werden im Moment gut verkauft, die Leute wollen sie auch hören!

EROC: Ich mach' meine LPs in erster Linie für mich. Genau wie jemand sich ne' Gitarre schnappt, um ein Lied für sich selbst zu spielen und damit Gefühle ausdrücken will. Ich höre mir das gerne an, was ich gemacht habe.

MUSIKERTREFF: Dann brauchtest Du aber nur eine Platte für Dich pressen lassen.

EROC: Das hab' ich ja auch 10 Jahre lang gemacht. Ich habe noch 20 Schränke voll mit Bändern und Sachen, die ich irgendwann einmal gemacht habe. Ich hatte das anfangs gar nicht vor mit LP und so, - ich bin da reingeschlittert ...

MUSIKERTREFF: Aber Du machst es jetzt doch konsequent weiter. Man hat auf jeden Fall den Eindruck, daß Du jetzt gut im Geschäft bist, einen Hit gehabt hast und jetzt einen Folgehit machen willst.

EROC: In gewisser Weise ist das richtig, aber ich hab' Dir gesagt: der Folgehit wird von der Industrie zunächst noch verlangt. Die Plattenfirma möchte gern einen Nachfolger für "Wolkenreise" haben. Oh, - habe ich gesagt, - dann nehmen wir "Vogelfrei", und Ihr könnt versuchen, ob es läuft.

Mir gefällt "Vogelfrei" an sich überhaupt nicht, wenn ich es im Radio höre, - im Mittags-magazin, zwischen Sportnachrichten und Heino usw... Das hat da nichts zu suchen. Im Zusammenhang mit der LP dagegen gefällt mir "Vogelfrei". Da ist eine Spannungskurve aufgebaut auf der ersten Seite. Das ist ineinanderfließend, und ein Gefühl wird aufgebaut, das am Schluß der ersten Seite durch ein Stück, das dem ersten auf der Seite sehr ähnlich ist, wieder abgerundet wird. Das ist einfach ein kleiner Spaziergang auf der ersten Seite, und "Vogelfrei" hat darin seinen richtigen Platz. Wenn Du es aber da rausschmeißt, dann...

MUSIKERTREFF: Aber es ist doch auch als Einzelstück schön anzuhören, ähnlich wie "Wolkenreise".

EROC: Die Leute wollen ja so Einzelstücke. Guck mal, ich hab auf meiner 2. LP andere Sachen gemacht, die mir persönlich eigentlich wichtiger waren. Die sind auch nicht im Mittagsmagazin gelaufen. Das waren vielleicht auch Weltverbesserertexte, zu denen ich heute ganz genauso stehe. Also, ich steh' voll hinter der Sache vom "Wald" und so. Aber erstens pickt sich die Industrie das raus, was sie gut verkaufen kann, und zweitens picken sich auch die Leute das raus, was sie gut konsumieren können, nicht? Sicher, Du kommst jetzt mit Familienserien! Ich würde mich freuen, wenn im Fernsehen nur Familienserien liefen.

MUSIKERTREFF: Warum?

EROC: Ich hab' mir neulich zum Beispiel diesen "Rattengott" angeguckt im Fernsehen. Da sagte der Intellekt in mir, das ist toll gemacht, Vergleiche mit Faschismus, da kommen die Ratten auch raus. Einfach toll, das hat der Typ ja gut erkannt und richtig ins Bild gesetzt. In Wirklichkeit war das abscheulich, da war ein Mann, der in Gullilöchern herumrutschte und dauernd von diesen menschlichen Ratten gequält wurde. Die haben ihn angefressen usw., hör mal, - sowas will ich nicht mehr sehen! Ich will keine Krimis mehr sehen, ich geh nicht mehr ins Kino, ich guck mir kein Fernsehen an, ich will keine Gangster- oder Kriegsfilme sehen, ich hab die Schnauze voll davon! Ich will gute Sachen sehen, - da guck ich mir lieber "Lassie" an, verstehst Du?! Ich hab so die Schnauze voll davon, weil in der Industrie für Geld und zur puren Unterhaltung manchmal Sachen gemacht werden, die die Leute tatsächlich total einmachen. Die Leute bekommen doch ungute Gefühle, wenn sie ‘nen Krimi sehen. Ich meine jetzt nicht ‘Tatort‘ oder sowas. Aber es gibt wirklich scharfe Sachen, diese Psychosachen. Da frage ich mich, was soll das?!

MUSIKERTREFF: Ich muß jetzt an Bob Dylan denken oder auch an Deine Platte über den Wald. Das ist doch ein Anstoß für manche Leute, dadurch hat sich doch was geändert.

EROC: Ja, das sind Sachen, die etwas verändert haben, das stimmt. Die haben aber durch einen intellektuellen Inhalt verändert. Die haben durch Worte und Texte, durch klare Aussagen etwas dargestellt, und dadurch haben die Leute darüber nachgedacht und haben gesagt, richtig, so ist es. Du kannst aber auch, und das möchte ich klarmachen, ohne diese Worte, einfach durch Gefühle die man bei einer Platte erlebt, jemandem etwas Gutes vermitteln. Nämlich, daß derjenige sich selbst erkennt und merkt, daß er plötzlich ein Erlebnis gehabt hat. Nur, das ist eine viel subtilere Form als Worte, weil Worte heutzutage von überall auf Dich niederprasseln. Du kriegst zu jeder LP ‘ne Gebrauchsanweisung mit Text und Argumenten geliefert, und der arme Kopf braucht schon gar nicht mehr zu arbeiten.

MUSIKERTREFF: Ich glaube nicht, daß jeder die Musik so auffaßt wie Du. Bei vielen rauscht die Platte sicher so einfach vorbei, weil sie sich solche Musik gar nicht mehr richtig anhören können.

EROC: Da hast Du Recht, aber soll ich mich denn jetzt hinstellen und Bob Dylan nachmachen?

MUSIKERTEFF: Nein, das meine ich nicht, aber der Kontrast ist sehr groß zwischen dieser "Waldplatte" und der neuen LP, die richtig "schöne" Musik aufweist.

EROC: Ich finde die Gefühle von beiden Sachen wichtig. Die Leute sollen sich zu Hause hinsetzen, die Platte auflegen und checken, daß da einfach nur Ruhe drauf ist. Ich hab' Briefe gekriegt, da wollten die Leute ‘ne Liste haben, welche Geräte ich habe und wie ich das Ganze aufgenommen habe. Mann, da ist doch der Zweck völlig verlorengegangen, nämlich daß da Musik drauf ist, die Ruhe ausdrücken soll. Ich will keine verpackte Zauberpille beilegen, die die Leute dann draufbringt! Ich will nur, daß jeder mal ein bißchen in sich ‘reinfindet und sich überlegt, was los ist. Und wahrscheinlich werde ich auf diesem Weg auch weitermachen.

MUSIKERTREFF: Ich hab' gehört, daß James Last auch eine Version von Deiner "Wolkenreise" spielt...

EROC: Ja, das macht er. Ich war fertig, als ich das gehört habe. Daß der alte Knabe sowas überhaupt nötig hat! Das mußt Du Dir mal anhören, was der gemacht hat. Fürchterlich. Es hört sich tatsächlich wie ein "Verlorener Sommer" an! Es fängt genauso an, mit zwölfsaitiger Gitarre, dann die Ziehharmonika, natürlich in ‘ner anderen Tonlage, und die Melodie ist etwas anders.

MUSIKERTREFF: Und dann darf er seinen eigenen Stempel druntersetzen?

EROC: Ja, natürlich! Tja, die "Wolkenreise" verkauft nun mal sehr gut, hauptsächlich als Single und Auskopplung. Ich hatte letztes Jahr im Sommer schon fast 900.000 verkauft, allerdings als Single, Auskopplung und LP zusammen.

MUSIKERTREFF: Bekommt man dann nicht langsam ‘ne goldene Schallplatte?

EROC: Nein, nur wenn du von einer Sache, z.B. Singles 250.000 verkaufst. Für die Aus-kopplungen kriegst du nur immer Pfennigbeträge! Für diese K-Tel-Alben bekomme ich 2 - 3 Pfennig pro LP. Am Ende wurden dann zwar 200.000 LPs davon verkauft. Auf der Abrechnung stehen dann 4.000 DM. Das ist wirklich nicht das Meiste, was da rumkommt. Deshalb kannst Du auch, entgegen aller Hagener Gerüchte, ruhig in Deine Zeitung schreiben, daß ich noch kein Millionär bin, noch nicht mal ein halber! Und was dabei an Geld rausgekommen ist, das habe ich schon in die Geräte gesteckt.

MUSIKERTREFF: Für die neue Grobschnitt-LP hast Du einige Effekte unter freiem Himmel aufgenommen...

EROC: Hm, Ja - die "Wolkenreise" ist ja auch mit ‘ner Ziehharmonika, einer Wandergitarre und wer weiß was noch gespielt worden. Man kann zwar mit allen möglichen elektronischen Geräten die Geräusche so klingen lassen, daß jeder denkt: Mensch, das ist ja wirklich draußen aufgenommen worden. Aber irgendwie klingt es dann doch nicht so. Ich hab' deshalb die Gitarristen auf den Hof gestellt und die Gitarren mit l.000 Watt gegen die Hauswände gedonnert, das Ganze mit einem Mikrophon aufgenommen und hatte genausoviel Akustik. Natürlich war das um vieles lebendiger als mit so einem elektronischen Gerät. Oder schon der Unterschied zwischen Akustik- und Elektrogitarre! Beim akustischen Instrument merkst Du sofort, ob der Typ keinen Bock hat, oder schlecht drauf ist. Dann kommt nämlich nichts rüber. Wenn er aber die ganze Kraft aus sich schöpft und die in sein Spiel legt, dann spürst du das auch und das ist wahnsinniger!

Aber bei ‘ner Elektrogitarre, da schaltest du den Sound mit ein paar Knöpfen ein und donnerst alles nieder und die Leute flippen aus! Deswegen nehme ich von der Elektronik lieber Abstand, sie ist zwar oft nötig zum Aufnehmen, aber im Grunde bin ich lieber vorsichtig damit.

MUSIKERTREFF: Was gibt es sonst Neues bei Grobschnitt?

EROC: Wir haben die Frühjahrstournee ‘82 gestrichen, weil wir mit der LP fertig werden wollen. Wir werden versuchen, die LP spätestens im Mai erscheinen zu lassen um dann im Herbst auf Tournee zu gehen. Ein offenes Geheimnis ist ja, daß der Organist von Grobschnitt auf dieser LP nicht drauf ist, und deshalb hört sich die Musik auch etwas verändert an. Die neue LP trägt den Titel "Razzia".

MUSIKERTREFF: Das geht so in die Richtung "Illegal" oder täusche ich mich? Zumindest vom Titel her.

EROC: Oberflächlich ja, das ist nicht verkehrt.

MUSIKERTREFF: Worum ich Dich noch bitten möchte, ist eine Stellungnahme zu dem "Hagener Wellenreiter". Ich bin von vielen Leuten drauf angesprochen worden, was Du damit aussagen möchtest. Irgendwie bekommen das einige Leute in den falschen Hals.

EROC: Stellung zum "Wellenreiter"-Text? Ich schäme mich. Reicht das?

MUSIKERTREFF: Ne, noch nicht ganz - warum?

EROC: Warum? Wenn die Leute Dich so oft fragen, was das bedeutet, zeugt das davon, daß der Text nicht das rübergebracht hat, was er sollte, also ist er schlecht, also schäm' ich mich dafür...

Ich hab' den Text einfach so geschrieben wie es ist. Laumann...Lolly Lutscher! Das sind alles so tolle Namen, die fand ich toll und die machen ja auch laute Musik. Das find ich auch gar nicht schlecht, schließlich haben wir das vor 14 Jahren alles selber so gemacht. Wir haben als "Crew" in einem Jahr weit über 100 Auftritte gemacht, deshalb wunderst Du Dich vielleicht, woher die ganzen Geräte hier kommen. Aber wir haben wirklich 15 Jahre lang malocht, bis es so lief. Und deshalb soll jetzt nicht einer kommen, der gerade 2 Jahre ‘ne Gruppe hat und sagen: "Ja, die dicken, reichen Arschlöcher" usw. Aber wir haben‘s damals ja genauso gemacht! Als "Crew" hatten wir nichts. Wir hatten geliehene Verstärker und hatten unsern Spaß daran. Da gab‘s so etablierte "Alte" wie "Substitutes", die waren natürlich viel besser als wir und wir haben auch gesagt: "Diese fetten, reichen Kacker ..., wir krempeln jetzt die Welt um!" Das wiederholt sich alles, heute ist es so mit den New Wave-Gruppen. Das find ich unheimlich toll, und gerade hier in Hagen passiert ja was: Und die lassen eben laute Lieder los..., und die Alten oben in Sprockhövel, die legen ihren Arsch in Falten und überlegen, Mensch, wie kommen wir denn da auch noch mit? Weißt Du, so ist das doch.

MUSIKERTREFF: Genau diese Strophe in "Wellenreiter" haben die meisten wohl nicht richtig mitbekommen!

EROC: Wieso?

MUSIKERTREFF: Ich hab' festgestellt, daß sich viele Leute durch den Text persönlich angegriffen fühlten; obwohl ich immer der Meinung war, daß Du Dich selbst auch in den Text eingebracht hast...

EROC: Ja, sicher! Guck mal, ich mach' mit so einer "Opa-Musik" ein bißchen Theater, wenn Du es ganz realistisch siehst - und die Jungs gehen auf die Bühne und schreien sich ihre Neurosen frisch und frei runter, was ja auch alles ganz okay ist, aber meine Fresse! Ich möchte gerne, daß die Leute das bewußt machen, was sie da machen. Und wenn jemand sowas bringt in der neuen Welle, und hört so'n Text wie den "Wellenreiter" dann ist das bestimmt nicht der richtige Weg, darüber sauer zu sein. Der sieht die Sache dann einfach nicht offen genug!

Ich hab z.B. den Brief von Horn auch gelesen - ja meine Fresse ... Käpt'n Horn - vor zehn Jahren gab's auch einen, der hieß King Ginger und der stand auf Käpt'n Beefheart und heute gibt's auch einen, der heißt Käpt'n Horn, der macht Happenings und ist gut drauf, das gab's alles schon und ist toll gewesen. Ich versteh' gar nicht, warum Horn sich überhaupt aufregt, ich hab ihn doch nicht mal erwähnt! Als was faßt Horn sich denn auf? Als Befürworter und "Obervater" dieser ganzen Szene, der, wenn seine Schäflein angegriffen werden, sofort einschreiten muß? Er hat mir gesagt: "Das sind reiche Kacker, die lassen Sprüche los" - ja, ich hab doch nichts anderes gesagt! Ich hab doch auch gesagt "Da sind eben lauter junge frische Lutscher, die lassen eben ihre Sachen los! Hör mal, wenn sich einer schon beleidigt fühlt, wenn man ihn mal "Lutscher" nennt - zumal die Gruppe wirklich "Lutscher" heißt - ja ehrlich, verstehst Du? Und ich hab wirklich keine Lust, zu jedem Text dazu zu schreiben, wie ich den Text wohl gemeint habe usw.! Ich hab doch wirklich emotionslos klar geschildert, daß sie "laute Lieder" machen und daß die "Alten" ihren Arsch in Falten legen und ihre alten Sachen machen. Es heißt doch eindeutig: Lauter Lolli Laumann Lutscher lassen laute Lieder los! Und zum Schluß kommt doch der eindeutige Hinweis: Lauter Lolli Laumann!!!

Ich möchte doch, daß sie ihre Lieder machen, und daß sie sie noch lauter machen. Und wenn sie das aus solch simplen Texten nicht verstehen, ja, dann sollen sie auch keine Lieder machen, dann können sie nämlich auch keine machen! Dann verstehen sie andere Sachen -wichtige Sachen - nämlich auch falsch. Das ist es!

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