Plattenkritik aus Good Times 5/98

 

GROBSCHNITT

Alle: CD 1998 Motor Music/Repertoire

GROBSCHNITT
(1972) PMS 7093, Time: 71:50

JUMBO
(1972) PMS 7094, Time: 70:35

ROCKPOMMEL’S LAND
(1977) PMS 7095, Time: 51:40

SOLAR MUSIC-LIVE
(1978) PMS 7096, Time: 68:53

MERRY-GO-ROUND
(1979) PMS 7097, Time: 55:30

Vorher hießen sie Wutpickel! Innovationskraft, Phantasie, Melodien, Fan-Gemeinde – über ein Jahrzehnt lang stimmten die legendenbildenden Zutaten beim westfälischen Dickschnitt. Und doch sind sie keine deutschen Floyd oder Genesis geblieben, trotz Collins-gleichem Wechsel zu Kurzsongs. Wurde uns nach jeweils 100.000 Einheiten die D-"Kultur" zu nah, zu wenig Kult? Südengländer aber kaufen Gilmour und Gabriel, während wir anhand der Altscheiben mit Bonustracks schwelgen: "Symphony" von "Same" macht klar: Melodiebögen und Perkussion klasse, Lalala-Männerchor stößt teutonisch ab und macht kritsch bei geschliffenen Vokalpassagen. Aber auch Albernheit gehörte zum Konzept. "Jumbo" gab’s auf englisch und auf deutsch, die CD vereint beide Fassungen der Space Rock Oper mit Yes-Klangfarben.

"Solar Music-Live" wurde in der Krautrock-Bibel "Crack In The Cosmic Egg" als eines der "finest progressive albums of the late 70‘s" bezeichnet, ist einfallsreich und enthält die fehlende Viertelstunde des legendären Gigs, wirkt mir aber oft zu fragmentarisch, auch Wildschwein-Sounds geben mir wenig. Am intellektuell kälteren "Rockpommel'’ Land""schieden sich die (Band + Fan) Geister, es wurde zum "Topographic Ocean" der Formation, dessen Professionalität unstrittig bleibt. Aufbruch beim englisch-deutschen "Merry-Go-Round". Kurze, scharfe Texte à la 10cc, kontrastiert mit dem Synnthi-Titel-Walzer, das grenzt an Barclay James Harvest-Sauce im Sauerland, aber die Identität bleibt trotz des Umzugs vom Kölner Conny Plank-Umfeld in die Hamburger Rüssl-Otto-Studios in vielen Songs erhalten. Rock-Theater statt Musical, Musik als Hauptsache, schön war das schon!

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