Interview im "FACHBLATT MUSIK" aus dem Jahr 1981

 

GROBSCHNITT GEHT WIEDER AUF TOUR. NACH 1 1/2 JAHREN TOURNEEPAUSE MELDET SICH DIE BAND BEIM DEUTSCHEN PUBLIKUM WIEDER ZURUECK. UND ANGST DAVOR, DASS DIE AUSLAENDISCHE UEBERMACHT IHNEN PUBLIKUM WEGNEHMEN KOENNTE, HABEN DIE JUNGS AUS HAGEN UEBERHAUPT NICHT ("WENN STATUS QUO AM GLEICHEN ABEND WIE WIR SPIELEN, DANN HABEN SIE HALT PECH GEHABT.").

MIT EINER NEUEN PLATTE, EINER NEUEN SHOW UND EINEM NEUEN BASSMANN WOLLEN GROBSCHNITT AN DIE ALTEN ERFOLGE ANKNUEPFEN. DIE NEUE LP, IM PROBERAUM AUFGENOMMEN - ODER WIE ES OFFIZIELL SO SCHOEN HEISST - IM EIGENEN STUDIO, DAS UEBRIGENS ERST DURCH DEN ERFOLG VON DRUMMER EROC'S SOLO-SINGLE "WOLKENREISE" MOEGLICH WURDE, IST ALLES ANDERE ALS ES DER TITEL ,,ILLEGAL" BESAGT.

GROBSCHNITT ZAEHLEN HEUTE ZU DEN AELTESTEN DEUTSCHEN BANDS, SEIT UEBER 10 JAHREN EXISTIERT DIE BAND, SIE SIND EIN BEWEIS DAFUER, DASS ZUSAMMENHALT AUCH ERFOLG BRINGEN KANN.

UND NOCH ETWAS FAELLT ANGENEHM AUF: GROBSCHNITT HAT DIE GESAMTE PLANUNG IN EIGENER HAND. DAS UNTERNEHMEN LAEUFT - WIE EH UND JE - WIE GESCHMIERT UND DAS OHNE ZANK UND STREIT.

VIELE BANDS SOLLTEN SICH DIES RUHIG ZUM VORBILD NEHMEN.

FACHBLATT: Wo habt Ihr die Platte aufgenommen?

LUPO: In unserem Übungsraum.

FACHBLATT: Warum?

LUPO: Wir wollten mal etwas anderes ausprobieren. Wir hatten die Erfahrung letztes Jahr gemacht, als wir die letzte LP in einem 100%igen Studio, mit allen Rafinessen, amerikanische Machart usw. aufgenommen hatten. Da bekamen wir den Eindruck, als ob das alles ein bißchen steril wäre nachher, gerade bei uns, da wir ja als Live-Gruppe bekannt sind oder als lebendige Gruppe und irgendwie haute das alles nicht so hin. Der Sound war eigentlich okay, aber eben klang es alles sehr steril und nicht nahe genug. Wir hatten ursprünglich schon vorgehabt, vor zwei Jahren die LP in eigener Regie im Übungsraum aufzunehmen, weil wir eine große Scheune haben, wir haben einen Hof in der Nähe von Hagen angemietet, und naja, letztes Jahr haben wir es dann ausprobiert.

FACHBLATT: Habt ihr eine 16-Spur gehabt?

LUPO: Wir haben eine 16.Spur gekauft, es ist Im Prinzip Erocs Anlage, er hat sich alles angeschafft. Wie du weißt, hat er die "Wolkenreise" geschrieben, und da fiel dann einiges von ab, und so hat er sich was Schönes zugelegt.

FACHBLATT: Die "Wolkenreise" läuft ja immer noch extrem gut.

LUPO: Ja sicher, klar, das Stück wurde viel im Rundfunk gespielt und das war für uns letzten Endes ja auch ideal eigentlich.

FACHBLATT: Hat er euch das jetzt zur Verfügung gestellt. Ihr habt euch also nicht entfremdet durch das viele Geld ?

LUPO: In unserer Gruppe gibt es keine Entfremdung, finanzieller Art schon überhaupt nicht.

FACHBLATT: Es gibt ja das alte Sprichwort, daß beim Geld die Freundschaft aufhört.

LUPO: Bei uns trifft das nicht zu, wer irgendwelche Soloprojekte machen will, hat die Möglichkeit, und Hauptsache er stört den Gruppenablauf nicht, alles andere ist total egal.

FACHBLATT: Also zurück zum Studio.

LUPO: Ja, wir haben es also in der Scheune aufgenommen und ungefähr 2-3 Monate haben wir bestimmt daran gesessen. Unterwegs bei den Aufnahmen sind laufend Pleiten passiert, dann ist die 16-Spur mal mitten im Stück stehengeblieben, wir hatten es schon so schön drauf, aber beim Rückspielen ist das Band gerissen auf einmal, die Aufnahme war schon drauf, alles fix und fertig, dann die ganze Scheiße noch mal spielen, die Synchros waren schon drauf und naja. Nach 2-3 Monaten hatten wir dann alles so in etwa drauf. Wir sind dann 14 Tage an die See gefahren alle Mann, und dann haben wir wahrscheinlich was Einzigartiges unternommen. Eroc hat das Mischpult mit nach oben genommen, in sein 40 qm Appartement und hat zu Hause abgemischt, das wird wahrscheinlich einzigartig in dieser Zeit sein, das hat wahrscheinlich noch keiner gemacht.

FACHBLATT: Ich kenne es umgekehrt, so daß die Leute zwar selber aufnehmen, so wie McCartnev oder so, kaufen sich eine 16-Spur und ein Mikro, gehen aber dann ins beste Studio der Welt zum Mixen. Ihr habt es umgekehrt gemacht.

LUPO: Also abgemischt haben wir es in Erocs Appartement. Du mußt dir vorstellen, das Mischpult usw. lag alles auf dem Fußboden und wir saßen alle auch auf dem Fußboden. Eroc hat sich alles angeschafft, alles war gut und hat viel Geld gekostet. Er hat Hall-Echogeräte usw., alles absolute Spitze. Ja, wie gesagt, dann haben sich Eroc, Wildschwein und unser Mixer Franz-Werner - oder auch Geheimrat Günstig genannt - sich eingeschlossen und haben 6 Wochen abgemischt, und dann ist die Platte dabei herausgekommen.

FACHBLATT: Ihr habt keinerlei Probleme gehabt beim Abhören oder so ?

LUPO: Überhaupt keine Probleme.

FACHBLATT: Also noch besser wie im Studio ?

LUPO: Ja, also wir hatten den Eindruck als wir es im Übungsraum schon aufgenommen haben, wir konnten spielen was wir wollten, wir hatten keinerlei Zeitdruck, wir konnten spielen wann wir wollten, Schluß machen wann wir wollten, hatten alle Möglichkeiten und konnten so richtig spielen, als ob wir proben würden. So haben wir es auch eingespielt, und es klingt, fast könnte man sagen, als ob wir live spielen würden. Wir spielen zwar live, aber als ob es eine öffentliche Veranstaltung wäre.

FACHBLATT: Das ist ja eigentlich nichts Neues, das haben ja schon viele Bands gemacht.

LUPO: Wir haben auch diesmal das Hauptmerk auf die Atmosphäre gelegt und nicht auf Perfektion bei den Einspielungen. Wir haben zusammen gespielt und dann aufgenommen und davon sind von vornherein einige Sachen stehengeblieben nur der Gesang ist hinterher noch drauf-gekommen und einige Gitarrenpassagen. Wir haben auch bei der Auswahl, welche Aufnahmen wir behalten, nicht unbedingt die genommen, die am perfektesten eingespielt worden ist, sondern die, wo die Atmosphäre und das Feeling am besten drauf war.

FACHBLATT: Seid ihr über den Punkt jetzt auch weg, daß Produktion an erster Stelle steht, und dann erst der Song und dann erst die Interpretation sondern umgekehrt ? Das ist ja, glaube ich, der deutsche Fehler überhaupt, oder ?

LUPO: Das Problem sehen wir jetzt aber auch nicht mehr. Aus dem Grund, eben weil wir im Übungsraum aufgenommen haben. Hätten wir im Studio aufgenommen, hätten wir wahrscheinlich wieder so aufgenommen wie wir es früher auch gemacht hätten, und 100%ig darauf geachtet, daß alles stimmt, daß der Ton stimmt, daß kein Knackser drauf ist, daß kein Piepser drauf ist usw., und alles wäre wieder "steril" abgelaufen.

FACHBLATT: Ich habe immer das Gefühl, daß das die deutsche Gründlichkeit ist.

LUPO: So wird es sein.

FACHBLATT: Was habt ihr mit dem alten Bassisten gemacht ?

LUPO: Wir können eigentlich nur mit einem einzigen Satz darauf antworten, den unser Schlagzeuger gestern Abend von sich gegeben hat, der lautete etwa so: "Veränderungen bringen neues Leben und Leben ist das, was uns immer ausgezeichnet hat." Mehr wollen wir darüber nicht sagen.

FACHBLATT: Wie lange bist du dabei (zum neuen Bassisten MiIla Kapolke) ?

MILLA: Ein Jahr, seit letztem Februar.

FACHBLATT: Wann habt ihr denn eigentlich das letztemal gespielt, 1979 ?

LUPO: Im Herbst 1979 waren wir bis Ende des Jahres unterwegs mit dem unmöglichen Kirmesplakat, wo man das "Grobschnitt" nicht drauf erkennen konnte.

FACHBLATT: Was habt ihr danach gemacht ?

LUPO: Ja, dann haben wir einen Monat Pause gemacht. Wir haben das Glück oder die Fähigkeit, immer klug gerechnet zu haben und so auch 1980, und wir haben es ohne Probleme überstanden, gut überstanden sogar.

FACHBLATT: Ihr wart wohl auch eine der ersten deutschen Bands, die da halbwegs clever gewesen sind. Ich kenne viele Bands, die sich zwar auch PA's gekauft haben, aber die das dann so chaotisch gemacht haben, daß es dann eben nichts gebracht hat. Die P:A. war für die dann total witzlos.

LUPO: Na ja, wir haben ja auch eine andere P.A. Wir sind auch heilfroh, daß wir irgendwann mal den Schritt gewagt haben und anständig reingesteckt und gekauft haben und immer noch zulegen jetzt. Aber wir haben es jetzt da stehen und du kannst dir ausrechnen, was wir bezahlen müßten, wenn wir mieten würden jeden Abend, das bei 40 oder 50 Konzerte hintereinander, das würde ganz schön reinhauen.

FACHBLATT: Man könnte doch eigentlich sagen, daß es bei euch so gut funktioniert hat, weil ihr gar nicht die Band Grobschnitt seid, sondern die Firma Grobschnitt.

LUPO: Wir sind mittlerweile eine Firma, ja, wir sind ‘ne richtige mittlere Firma könnte man sagen, was wirklich gut und optimal ist, es ist eben alles aufgeteilt. Wildschwein und ich sitzen im Büro, Georg macht die Abmischungen, unser Organist mit Namen Mist, ist unser Showmann, das heißt also, er entwirft Kostüme, Kleider, alles mögliche. Das haben wir letztes Jahr so optimal aufgeteilt, daß wir wirklich viel geschafft haben. Man kann sagen, wir haben alles in eigener Hand, es wird nichts von fremder Hand gemacht. Es wäre zu aufwendig, wenn wir das alles nicht selber machen würden, das könnten wir gar nicht bezahlen, diesen ganzen Aufwand.

FACHBLATT: Man könnte sagen, es hat sich wirklich rentiert, die Investition bei euch? Wie lange habt ihr das System schon?

LUPO: Seit 1977 hatten wir das erste Mal eine P.A. überhaupt. Wir haben früher nie eine P.A. gehabt, wir haben mit so alten Trümmerboxen noch in großen Hallen gespielt.

FACHBLATT: Das hat aber auch nicht geschadet.

LUPO: Nein bestimmt nicht.

FACHBLATT: Also das Fazit von Grobschnitt: Man kann auch mit kleinen Boxen gute Musik machen ?

LUPO: Sicher, nachher wird es eben größer, weil es größer werden muß. Was aber letzten Endes nicht an uns liegt, naja es liegt an den Leuten, weil sie so massenhaft in die Hallen kommen, was zur Folge hat, man muß ‘ne größere Anlage haben, um die Hallen entsprechend zu beschallen. Aber wir werden auch wieder probieren, nicht nur in großen Hallen zu spielen. Das kann ich also jetzt schon sagen.

FACHBLATT: Habt ihr schon einen Plan was ihr machen wollt ?

LUPO: Ja, wir machen im Frühjahr eine Tour, ab März ungefähr. 46 Konzerte sind bis jetzt fest an einem Strich hintereinander, innerhalb von zwei Monaten. Das wird unser langersehnter Urlaub. Eventuell planen wir auch noch ein paar andere Veranstaltungen 1981. Vielleicht machen wir ein paar Festivals, was wir schon sechs Jahre nicht mehr gemacht haben. Sicher ist es noch nicht, aber wir ziehen es in Erwägung.

FACHBLATT: Was meinst du mit in kleineren Hallen spielen ?

LUPO: Kleinere Hallen, heißt eben nicht nur unbedingt die Grugahalle sondern auch vielleicht mal in Marburg, die Stadthalle z.B., früher haben wir das nicht gemacht, oder Holzminden, Stadthalle, Quartier Latin, haben wir auch seit drei Jahren nicht mehr gemacht.

FACHBLATT: Habt ihr eigentlich früher auch mal mit 4-Spur-Anlagen gearbeitet ?

LUPO: Am Anfang hatten wir mal ein Phillips-Tonband, so Anfang 1969, und haben da eben ganz einfache Aufnahmen gemacht. Eroc ist ja Spezialist, der holt selbst aus dem größten Scheiß noch was Optimales heraus. Ja und dann hatten wir halt irgendwann mal die erste Revox, dann wurden die Aufnahmen immer besser, dann haben wir natürlich auch sehr viel mitgeschnitten, was wir auch heute noch bei Proben usw. machen. Ja, irgendwann hat sich Eroc dann eine 8-Spur gekauft, da hat er auch seine eigenen LP's mit gemacht. Also, wenn du mich so fragst, ich kann jedem nur raten, viel aufzunehmen, wenn sie proben usw. einfach laufenlassen, denn das bringt unheimlich viel. Nachher ärgert man sich schwarz, wenn man ein oder zwei Stellen improvisiert hat, daß man es nicht aufgenommen hat.

FACHBLATT: Hast du schon mal Probleme gehabt, das, was du gespielt hast, noch einmal nachzuvollziehen ?

LUPO: Ja klar, das ist auch heute noch. Wenn du irgendwas frei spielst, was nicht eingeplant ist, z.B. spielt man mal eine halbe Stunde quer durch die Harmonien und man spielt irgend etwas, dann kann ich mich eine halbe Stunde später nicht mehr daran erinnern, was ich da gespielt habe, dann muß ich mir das auch erst mal anhören. Und wenn das gut war, und ich den Eindruck habe, daß ich das noch mal spielen könnte, dann muß ich mir das erstmal genau anhören, was ich da gespielt habe.

FACHBLATT: Wie sieht euer Tourprogramm aus?

LUPO: Es wird wohl unser längstes Programm werden, was wir je gemacht haben, das kann ich jetzt schon sagen, es wird weit über drei Stunden dauern jeden Abend, mit einer Pause natürlich. Wir haben uns viel Arbeit gemacht, um das Programm vorzubereiten. Wir spielen auch von den alten LP's was und natürlich von der neuen ,,Illegal", von allem etwas.

FACHBLATT: Meinst du nicht, daß es für das Publikum sehr anstrengend ist, drei Stunden zuzuhören ?

LUPO: Sicher ist es anstrengend, aber früher hatten wir auch mal ein vier-Stunden-Programm und hatten pro Jahr 100 Auftritte. Für die Leute war es noch nie anstrengend. Letztes Jahr hatten wir das Problem, da das Programm nur 2 Stunden und 40 Minuten war, da sind viele Leute mit langen Gesichtern aus dem Konzert gegangen. Ich muß auch dazusagen, wir müssen so lange spielen, wir werden sonst überhaupt nicht richtig warm. Es lohnt sich überhaupt nicht, die ganze Anlage aufzubauen, um dann nach zwei Stunden wieder abzubauen. Da habe ich doch nichts getan, ich will meinen Urlaub doch richtig genießen und nicht nur halb.

MILLA: Wenn du drei Stunden Musik hörst, ist es natürlich sehr anstrengend, aber es werden auch sehr viele Showteile dabei sein und durch die Auflockerung wird es auch eigentlich nie langweilig. Die ganze Konzeption ist ja anders durch die Show und auch während der Musik passiert viel, so daß man immer wieder abgelenkt wird.

LUPO: Wir haben auf unserer diesjährigen Tournee so viele Showparts, wie wir sie noch nie hatten. Für die Requisiten brauchen wir alleine einen LKW, mittlerweile haben wir drei LKW's.

MILLA: Ich möchte noch mal auf das drei-Stunden-Programm zurückkommen. Ich glaube, daß die Tendenz ja heute eher umgekehrt ist, daß die Gruppen so kurz wie möglich spielen. Die spielen ja nur eine Stunde und ich finde das dem Publikum gegenüber nicht fair, die müssen sich ja verarscht vorkommen.

FACHBLATT: Ihr habt keine Angst, daß dieses Jahr die Tournee schlecht besucht sein könnte ?

LUPO: Du, alle haben im Moment Angst, und alle haben die Hosen voll, aber was sollen wir machen? Pink Floyd vor der Nase, Status Quo vor der Nase. Status Quo spielt am gleichen Abend in Dortmund wie wir. Ja, da haben sie Pech gehabt.

FACHBLATT: Wie sieht das mit eurem Equipment aus?

LUPO: Ich spiele seit 12 Jahren eine goldene Gibson Les Paul und jetzt habe ich mich vor einiger Zeit mal mit einer anderen Gitarre beschäftigt. Nicht nur ich, sondern unser Wildschwein auch, er singt ja nicht nur, sondern er spielt ja auch viel Gitarre. Wildschwein und ich haben uns mal die Ibanez Artist-Serie angesehen und Wildschwein ist sofort drauf eingestiegen, der spielte, hörte und war sofort weg und hat sich sofort die AR 500 gekauft. Wildschwein meint, Ibanez bringt es. Ich habe das Instrument auch ausprobiert und hab es auch auf der LP einige Male eingesetzt. Jetzt hat Ibanez ja eine Neuheit rausgebracht, Gatch the Tiger, wir haben uns den Tiger beide geholt und ich werde den Tiger auch auf der Bühne einsetzen, nicht nur die Gibson.

MILLA: Wir machen ja auch viele Sachen mit der akustischen Gitarre auf der LP. Wir haben verschiedene akustische Gitarren ausprobiert, und da war die Ibanez AW 90 die beste. Das sind sehr gute Instrumente.

FACH BLATT: Welche Instrumente habt ihr auf der LP benutzt ?

LUPO: Ibanez Western-Gitarren, HopfAkustik-Gitarren, Ibanez-E-Gitarren, sowieso meine Gibson, ja das wars an Gitarren eigentlich.

FACHBLATT: Wie nehmt ihr die Akustik-Gitarre auf der Bühne ab ?

         

LUPO: Auf der Bühne haben wir bisher wenig Probleme gehabt, weil wir ausschließlich Ovation gespielt haben, um sämtlichen Problemen aus den Weg zu gehen, es ist das einfachste; Kabel rein und in die PA rein. Wie wir es dieses Jahr machen, ist noch nicht ganz klar.

FACHBLATT: Über welchen Amp spielst du ?

LUPO: Ich spiele Music Man Amp HD 130. Das ist so ein kleiner Schrank und der ist Spitze, Wildschwein spielt den gleichen.

FACHBLATT: Sonst nichts....mit Effekten und so?

LUPO: An Effektgeräten habe ich Wah Wah, dann spiele ich seit Jahren schon so'n ganz altes Modell von Electro Harmonix, das Electric Mistres so'n kleiner grüner Apparat, da kommen dann so urige Soundmöglichkeiten raus. Wir spielen noch das Roland Chorusgerät.

FACHBLATT: Was spielt der Milla?

MILLA: Ich spiele schon seit vielen Jahren den Rickenbacker-Bass 4001 Stereo und wie viele Leute, die einmal Rickenbacker spielen, komme ich nicht mehr davon runter. Ich habe schon viel ausprobiert und komme mit keinem anderen Bass richtig zurecht, das ist bei Rickenbacker also ziemlich einzigartig.

FACHBLATT: Kein Problem mit der tiefen E-Saite ?

MILLA: Nein, damit habe ich keine Probleme. Ich habe eine Ampeg-Anlage SUT mit zwei Boxen. Eine mit den 8 kleinen Speakern und eine V 4 mit zwei 15" Speakern. Ich nehme Rotosound-Saiten, die ungeschliffenen. Ich habe auch ein paar Effektgeräte, was beim Bass natürlich immer ziemlich problematisch ist, weil die sehr leicht die Bässe wegnehmen. Ich spiele den lbanez-Phaser Phasetone 2 und den halte ich gerade für den Bass für sehr gut, weil er wenig Frequenzen beschneidet. Dann spiele ich zusätzlich auf der Platte über ein Echogerät, das MXR Analog Delay, den Boss-Chorus und noch von MXR den Envelope Filter. Ich bin sehr zufrieden mit den Sachen, da sie den Sound noch sehr gut rüberkommen lassen. Ich habe jetzt noch das Moog Tauruspedal. Ich setze das Pedal aber nur dann ein, wenn ich mal richtig Druck brauche, wenn ein tiefer Ton stehen soll. Ich spiele also keine Melodien auf dem Taurus, nur Einzeltöne.

FACHBLATT: Habt ihr irgendwelche speziellen Tricks ?

LUPO: Ernie Ball spielen wir, muß ich noch dazu sagen. Wildschwein und ich, 0010. Super Slinky.

FACHBLATT: Bevorzugst du irgendwelche Tonleitern ?

LUPO: Nicht gerne, schöne Solomelodien spiele ich gerne, also nicht so schnelles Wirrwarrzeug, was heute mittlerweile sehr viele spielen, wahrscheinlich schon zu viele. Lieber noch aus der alten Schule, friiher hieß das ja auch nicht Sologitarrist, sondern Melodiegitarrist.

FACHBLATT: Denkst du dir das aus vorher oder spielst du einfach so ?

LUPO: Ne, ich spiele oft so und dann wird das zu Hause noch mal überarbeitet. Heute sind ja viele Klopper unterwegs, also E-Dur ist ja überhaupt der Spitzen-akkord und der bringt es über alle Saiten. Das ist ja ab und zu mal ganz gut, aber wenn die E-Saite dann meistens noch verstimmt ist .....

FACHBLATT: Ich habe immer mal das Gefühl, daß von Mal zu Mal die Solos immer ähnlicher werden.

LUPO: Das liegt wohl an der Musikrichtung. Alles, was im Moment draußen ist, und den Anschein hat, populär zu sein oder sein zu wollen, ist eben "New Wave" und irgendwie hauen die alle E-Dur rein und machen nur Druck und man hört nirgendwo, daß es mal ein bißchen ruhig wird, daß die Musik offen wird, daß sich irgendwas öffnet, daß irgendwas mal stehenbleibt, daß ein Akkord einfach im Raum mal stehenbleibt. Es kann ja ruhig, rhythmisch laufen, aber man hört immer nur bum, bum, bum, bum , die klotzen einfach nur noch rein und dann muß auch immer schnell dazu gespielt werden. Wenn einer 32tel spielt, dann spielt der Sologitarrist noch 64te1 darüber, wenn er es gerade noch so hinkriegt.

FACHBLATT: Du bist also der Meinung, der Song, die Melodie ist wichtiger als alles andere ?

LUPO: Wesentlich wichtiger.

FACHBLATT: Übst du viel?

LUPO: Nicht mehr so viel, wie ich es früher mal getan habe, weil ich wenig Zeit habe. Wir haben jetzt laufend Proben gehabt, wir haben das ganze Jahr an der LP gearbeitet und da brauchte ich es im Prinzip nicht. Das einzige, was ich geübt habe, ist, wenn ich mir etwas für die Plattenproduktion ausdenken mußte, wo ich da noch mal ein bißchen feilen wollte. Ich möchte auch noch was zu unserem Equipment sagen, da wir bisher nur das von Wildschwein und mir besprochen haben. Der Schlagzeuger spielt ein Pearl-Set mit Paiste-Becken, unser Organist spielt Fender-Rhodes, Minimoog, Polymoog, MeIlotron 400 mit Band Spezialanfertigung, einen Prophet Synthesizer, den neuen, übrigens ein sehr guter Synthesizer, obwohl Schulze irgendwo mal geschrieben hat, der wäre gar nicht so gut. Dann hat er seine berühmte Dr. Böhm-Orgel, diese selbstgebaute, die hat er immer noch, sein Hohner Clavinet natürlich und eine Armon-Orgel. Er hat ein eigenes Dynacord-Mischpult. An Effektgeräten hat er die von Boss, dann noch den lbanez-Flanger, ein Leslie hat er auch noch. Die P.A.Boxen sind Marke Eigenkonstruktion, die Mikrofone sind von AKG.

FACHBLATT: Sag doch mal was zu eurer "Firmenpolitik"!

LUPO: Für uns ist es eben gut, daß wir höchst selten die Leute mal ausgewechselt haben, in den letzten Jahren haben wir überhaupt nur zweimal Mitglieder ausgewechselt, jedesmal sind es die Bassisten gewesen, was natürlich nicht heißen soll, daß die Bassisten schlecht waren. Ich halte es für unheimlich wichtig, wenn die Gruppen endlich wieder lernen würden, lange zusammenzuspielen, weil es doch extrem viel ausmacht. Die deutschen Gruppen, die heute noch an der sogenannten Spitze sind, so Gruppen wie Novalis, Scorpions, Grobschnitt, diese Gruppen sind alles Gruppen, die im Prinzip schon seit 10 Jahren spielen. Wie gesagt, alle die Gruppen müssen sich einfach abschminken, daß, wenn sie sich irgendwann mal eine Anlage kaufen, und drei Akkorde spielen können, die großen Superstars zu sein. Bei uns mußt du dich richtig hochdienen. Es gab bisher ganz wenig Ausnahmen, Nina Hagen, Marius Müller-Westernhagen waren ‘ne Ausnahme.

FACHBLATT: Wie sind eure Zukunftsaussichten ?

LUPO: Wir haben ja jetzt 11 Jahre rum und wir steuern jetzt die nächsten 9 Jahre an, so daß wir dann 1990 unser 2O-jähriges feiern können.

FACHBLATT: Kannst du dir vorstellen, daß du im Jahre 2001 noch auf der Bühne stehen wirst ?

LUPO: Ja, bestimmt. Alle anderen sicher auch. Weil das ganze nicht vom Alter abhängt. Wenn wir Lust haben, spielen wir und man kann sich ja auch mit Einschränkungen neuen Musikrichtungen anpassen, d.h. zwar nicht jeden Trend mitmachen, aber eben gewisse Einschränkungen kann man und sollte man auch mitmachen.

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