Titel: Erscheinungsjahr: |
Kinder und Narren 1984 |
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Bestellnr.: | LP: Brain 817836-1 | ||||
Seite 1 |
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4:33 |
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Augenstern |
4:12 |
Orakel | 5:02 | Wie der Wind | 4:26 | ||
Geradeaus | 3:57 | Die Kinder ziehn zum Strand | 5:16 | ||
Keine Angst | 4:26 | Könige der Welt | 5:49 | ||
Ich liebe Dich | 2:40 | ||||
Besetzung: |
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Lupo (Gerd-Otto Kühn) |
E-Gitarren, akustische Gitarre | ||||
Jürgen Cramer | Tasteninstrumente | ||||
Milla Kapolke | Gesang, Baß, Moog Taurus | ||||
Toni Moff Mollo (Rainer Loskand) |
Gesang | ||||
Wildschwein (Stefan Danielak) |
Gesang, Gitarre, Saxophon | ||||
Peter Jureit | Schlagzeug, Percussion, etc. | ||||
Plattenkritik aus Musikexpress 04/84 Der Titel der Platte ist programmatische Botschaft: Wenn nur mehr Leute so wären wie Kinder und Narren, wäre vieles besser auf der Welt. Hier liegen wohl mehrere Irrtümer vor: Erstens sind Narren nicht wie Kinder. Narretei ist eine recht anstrengende gekünstelte Angelegenheit, wie jede Karnevals-Juxerei (und dieses Album) beweisen. Zweitens sind Kinder, wenn sie noch nicht so tief in die Mühlen der Erwachsenen-Ideologie geraten sind, allenfalls natürlich, aber nie auf Effekthascherei aus und auch nicht an der Verbreitung mystischer Weltanschauungen interessiert. Daß Narren zu allen Zeiten die nützlichen Idioten ihrer Herrscher waren, sollte wphl auch bekannt sein. Aufgrund dieser Mißverständnisse breiten Grobschnitt auf ihrer LP ein Prätentiöses Märchen aus, das, mit sehr viel abstruser "Lebensenergie"-Soße verkleistert, mit kindlicher Natürlichkeit so viel zu tun hat wie eine Pershing mit einem Papierflieger. Dazu holt man sich dann Kinder ins Studio und läßt sie so altkluge Sprüche wie "Ihr dürft versuchen, uns gleich zu werden, doch versucht nie, uns euch gleich zu machen. Denn das Leben läuft nicht rückwärts - noch bleibt es im Gestern" ins Mikrofon aufsagen. Das Ganze ist eigentlich eine Karikatur von Chlodwig Poth in der Titanic wert. Ein bißchen Bhagwahn, etwas astrologischer Aberglaube und islamische Prophetenweisheiten. Ein Beispiel für daraus resultierende Stilblüten: "Geradeaus, freie Energie, alle weißen Wolken wissen wie." Die Musik? Wenig originelle Synthesizer-Programme. Live vielleicht unterhaltsamer, auf Platte aber schwer verdaulich. (1) Bernward Meier Plattenkritik des Musikertreff Ausgabe 3/84 GROBSCHNITT Um es von vorneherein zu sagen: Die 11. LP der Hagener "Dauerbrenner" ist für mich auch gleichzeitig die beste Platte, die GROBSCHNITT bis heute herausgebracht hat. Die Band ist im Gegensatz zu ihrer letzten LP "Razzia" wieder zurückgekehrt zu komplexeren, tiefgründigeren Arrangements, und es wird wieder deutlich, daß ihre Stärke in der Melodik liegt. Wie schon bei "Rockpommels Land" liegt der Musik eine märchenhafte Phantasiegeschichte zu Grunde, die das Anhören zu einem beeindruckenden, einheitlichen Erlebnis werden lassen. Sowohl die Texte als auch die Geschichte spiegeln persönliche Betroffenheit wieder und nehmen glücklicherweise Abstand vom "erhobenen Zeigefinger" oder von Allgemeinplätzen. Das alles wird präsentiert in einem extrem abwechslungsreichen und modernen Sound, den ich selten bei deutschen Gruppen gehört habe. Hut ab vor Siggi Bemm und seinem Studio. Von Simmons Drums bis zum Yamaha Flügel ist alles vertreten, was soundmäßig angesagt ist, und mit Effekten war die Gruppe ja noch nie sparsam. Die beiden neuen Leute Jürgen Cramer (keyboards) und Peter Jureit (Schlagzeug) können voll überzeugen. Durch ihre Spielweise bringen sie ungeheuren Drive und Frische in die Kompositionen. Die ganze Musik wirkt so aktuell, daß man schon fast glauben könnte, die Gruppe gäbe die Antwort auf alle Fragen, die man sich nach dem Ende der Neuen Deutschen Welle gestellt hat. Die Keyboardarbeit ist geprägt von überraschenden Sounds und rhythmischen, bläsersatzartigen Einwürfen, aber auch Sphärenmusik und Virtuosität scheinen wieder angesagt. Einen Titel besonders hervorzuheben fällt mir sicherlich schwer, zu viele der Stücke gehören jetzt schon zu meinen Lieblingsliedern. Die Frage, ob "Kinder und Narren" einen neuen GROBSCHNITT-Sti1 präsentiert, ist nicht einfach zu beantworten; wirklich vergleichbar ist die Platte mit keiner der vorangegangenen LPs, und vieles war bei GROB-SCHNITT noch nicht zu hören. Die Gesangsarbeit ist wesentlich abwechslungsreicher, vom Sound und dem Einfluß der neuen Leute habe ich schon geschrieben, und auch die deutschen Texte wirken symbolhafter und tiefgründiger als zumindest auf der letzten LP. Dennoch gibt es auch viele Elemente, die "typisch" sind und GROBSCHNITT in den letzten Jahren so populär gemacht haben - "Kinder und Narren" ist wohl weniger ein Bruch mit der Vergangenheit, sondern eher ein großer Schritt in die Zukunft. Vielen, die bisher nicht so viel mit GROBSCHNITT anfangen konnten, wird diese LP bestimmt gefallen. und für alle Fans ist sie ein Muß. U.W. Text aus dem Album Maya war ein sehr altes Land. Die Bewohner glaubten, es wäre schon mit der Erschaffung der Welt entstanden, aber genau wußte es niemand. Früher war es einmal sehr reich und wunderschön gewesen, bewohnt von Millionen Arten der verschiedensten Lebewesen, so bunt und so vielfältig, daß es vor Lebensenergie nur so sprühte. Dann aber hatten sich seltsame Wesen, die sich Menschen nannten, zu Königen über alle anderen ausrufen lassen. Sie hatten eine Waffe entdeckt, die sie Logik nannten und mit der sie allen anderen Bewohnern weit, weit überlegen waren. Alle Macht lag in ihrer Hand. Über die Jahre hatten sie diese Macht bis ins Unendliche gesteigert und sich dabei so ausschließlich auf die Verfeinerung der Logik konzentriert, daß sie den Bezug zur Quelle der Lebensenergie verloren hatten. Sie wurden immer grausamer und gebrauchten ihre Herrschaft fast nur noch zur Vernichtung. Sie zerstörten Leben und rotteten andere Wesen aus, oft ohne zu wissen warum. Und es dauerte nicht allzu lange, da war das Land in eine öde Wüste verwandelt. Der kalte Stein ihrer Architektur beherrschte die Landschaft, in der früher Wald und Blumen gewesen waren. Bäume gab es nur noch wenige, und nur diejenigen Tiere wurden geduldet, die sich den Menschen bis zur Selbstaufgabe ihrer Identität unterwarfen. Aber auch untereinander waren sie nicht etwa gleichgestellt, es gab unzählige Rangordnungen und sie töteten sich gegenseitig in großer Zahl und voller Grausamkeit. Es gab nicht mehr allzuviel Licht in dieser Wüste. Das Meer das Maya nach zwei Seiten hin umgab und aus dem alles entstanden war, blieb unberührt von den Menschen und war klar wie eh und je. Aber sonst hatte - außer ein paar Bäumen - nichts mehr aus der alten Zeit überlebt. Die Menschen schienen allerdings gar nicht zu bemerken, was geschehen war. Im Gegenteil, sie waren eitel, hielten sich für die Krone und waren stolz auf die Dinge, die sie mit ihrer Logik geschaffen hatten, und ihr ganzes Streben war nach immer neuen Spielereien zu suchen. Sie verehrten ihr künstliches Licht, ihre Flieger und Raketen, mit denen sie überall hinkommen konnten, und ihre Rechtecke, vor denen sie saßen und sich zeigen ließen, was das Leben sein sollte. Es gab aber auch einige wenige im Lande, die anders waren. Zu diesen wenigen gehörten die Narren. Sie spielten bei den Menschen keine große Rolle, denn sie hatten keine Macht und wollten auch keine. Sie liebten die Logik nicht besonders, sondern hatten ähnlich wie auch die Kinder der Menschen, Phantasien und paradoxe, unlogische Dinge im Kopf, die bei den anderen nichts galten. Deshalb versuchte man auch, den Kindern schon frühzeitig die Logik einzutrichtern. Die meisten wurden so später auch gute Könige, nur ein paar konnten ihre Kindlichkeit bewahren, und oft schlossen sie sich den Narren an. Eines dieser Kinder, das zu den Narren gegangen war hieß FuIio. und er galt als besonders ausgeflippt Er zog mit einer bunten Truppe durch das graue Land und tanzte und sang auf abgelegenen Plätzen für die jüngeren Kinder. Er mochte die Brutalität und die arrogante Einstellung der Menschen zum Leben überhaupt nicht und wollte bei ihnen nicht mitspielen. Er liebte keine festen Regeln, ließ alles auf sich zukommen, brauchte den stetigen Fluß und neue Situationen. Wenn ALLES LOSE war, war er glücklich. Seine einzige Leidenschaft, die er mit vielen Menschen teilte, war das Spielen. Jedes neue Spiel, jedes Rätsel oder Unbekannte war eine Herausforderung, der er sich unbedingt stellen mußte. Die Angewohnheit hatte ihn schon öfter in Schwierigkeiten gebracht An einem regnerischen Tag hatte er mit seiner Truppe wieder eine Vorstellung gegeben. Er war etwas traurig, denn in letzter Zeit kamen immer weniger Kinder. Die Netze und Methoden der Könige waren immer undurchdringlicher geworden. Gegen Abend kamen sie durch einen der letzten kleinen Wälder in dem die Bäume in lichten Reihen ihren Überlebenskampf austrugen. FuIio legte sich erschöpft unter einen riesigen Affenbrotbaum und blinzelte in die letzten Sonnenstrahlen. Der Wind wehte heftig durch die Blätter der junge Narr versuchte gerade, seine Gedanken anzuhalten, als zusammen mit einem Regentropfen ein großes Blatt direkt auf seine Nase flog. Er wollte das Blatt schon aus seinem Gesicht nehmen, da fiel sein Blick auf ein sonderbares PHÄNOMEN. Auf das Blatt war etwas geschrieben worden, aber nicht von außen, sondern aus dem Blatt selbst kam die Schrift. Die Grünfärbung der Zeilen war viel heller als der Rest des Blattes, vielleicht hatten auch die Sonnenstrahlen eine Botschaft hinein gedruckt. Er konnte die Worte lesen, aber er verstand nicht alles. Er spürte sofort, daß es ungeheuer wichtig sein mußte, wenn die Natur so ein Wunder vollbringt, und er wußte sofort, daß das Rätsel, das sich hinter den Worten verbarg, sein Rätsel war. Auf dem Blatt stand:
und in etwas kleinerer Schrift noch:
Ein seltsames Gefühl beschlich ihn, dieses ORAKEL war für ihn bestimmt, aber was hatte es zu bedeuten? Er wußte nur eins: Er mußte "echte Liebe" suchen, das war der deutliche Auftrag, den er durch das Blatt bekommen hatte. Was die Zukunft und der Anfang waren, und wieso man an der Liebe "nicht hängen" sollte, konnte er noch nicht verstehen. Liebe war in jenen Tagen ein leeres Wort, und man hatte ihre eigentliche Bedeutung längst vergessen. Die Könige hatten nämlich schon vor langer Zeit alle Gefühle einfach abgeschafft und sie der Logik zugeordnet. Es war ein guter Trick gewesen, denn so waren die Gefühle - oder besser die Worte, mit denen man sie bezeichnet hatte - nicht ganz verschwunden, sondern wurden vom Denken übernommen. Man fühlte nicht mehr sondern dachte nur noch, man würde fühlen. Auch "Liebe" war so ein Gedanke, der hauptsächlich die Beziehung der beiden Geschlechter untereinander bezeichnete. Er bestand zum größten Teil aus "Haben", "Besitzgier", "Eifersucht" und "Egoismus". Fulio war mit der Liebe noch nie konfrontiert gewesen und konnte sich nichts darunter vorstellen. Während er das ORAKEL immer wieder las, fiel er in einen leichten Schlaf. Er sah zwei Augen, die wie Sterne glänzten, zweifelte an seiner Fähigkeit, die Aufgabe zu lösen, spürte die Bedrohung durch die Könige, hörte fernes Kinderlachen und sprang plötzlich mit einem Satz hoch, um sich auf den Weg zu machen. Er wußte nicht, wo er "echte Liebe" suchen sollte. Er ging GERADEAUS in die Nacht hinein, ließ sich treiben, zog mit den Wolken: Denn nur ohne Absicht lassen sich solche Aufgaben lösen. Als er in die Städte der Menschen kam, spürte er daß er in einem Land mit wenig Hoffnung war, kalt und dunkel. Die Könige regierten einsam und leblos in ihren Häusern und bemerkten ihn nicht. Der Mond hatte aufgehört zu scheinen, und es sollte noch eine ganze Zeit dauern, bis sein Licht wieder gesehen wurde. Dennoch ging Fulio voller Hoffnung suchend durch die dunkle Stadt. Nach ein paar Stunden kam er an einer der riesigen mayanischen Diskotheken vorbei. Ihre häßliche Neonschrift zog ihn zwar nicht gerade an, aber er erhoffte sich warme Füße, etwas zu trinken und gute Musik. Als er den verqualmten Raum betrat, traf sich sein Blick sofort mit dem eines Mädchens, das hinter dem Tresen stand und mit müden Augen gelangweilte Gesichter bediente. Ein Zucken fuhr durch seine Glieder als er kleine Sterne tief in ihren Augen glänzen sah. Er konnte kaum glauben, daß seine Suche schon so schnell beendet sein sollte. Aber als er sie noch einmal ansah, wußte er daß es so war. Sofort wurde ihm ganz heiß, und die ersten Probleme tauchten auf - wie sollte es weitergehen, was war mit der "echten Liebe"? Fulio wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Er sah das Mädchen die ganze Nacht an, und oft schaute sie schüchtern zurück. Er mochte ihre Augen und ihr Lächeln, war aber so ängstlich und vorsichtig daß er sich nicht getraute, sie anzusprechen. "KEINE ANGST", sagte er schließlich, "ich will eigentlich gar nichts von dir ich würde nie was tun ..." Fast hätte er sie mit seinen Beteuerungen vergrault, denn sie war noch nie auf so eine seltsame Art angesprochen worden. Fulio war von nun an jeden Abend in der Disko. Er und AUGENSTERN, wie er sie nannte, wurden Freunde. Aber was war mit dem Orakel? Es waren einige Wochen vergangen, und der Mond blieb noch immer dunkel. Die meisten Menschen störte das nicht, sie hatten ihn sowieso nie beachtet. FuIio lebte inzwischen in AUGENSTERNS Haus und war unsterblich "verliebt". Die beiden waren immer zusammen und verbrachte eine wunderbare Zeit "Das muß doch die echte Liebe sein", dacht FuIio immer wieder. Er erlebte ein Ausmaß an Leidenschaft, das ihn fast zu ersticken drohte - mehr konnte es doch nicht geben! Aber er wartete vergebens auf ein Zeichen. Immer mehr Zeit verging, und plötzlich merkte er, daß etwas nicht stimmte. Er beobachtete an sich ein merkwürdiges Verhalten. Wenn AUGENSTERN mal nicht da war fühlte er sich verloren, sie sollte immer um ihn sein. Er war abhängig von ihr, er brauchte sie ganz für sich alleine. Er spürte, daß er sie zu sehr bedrängte und daß sie diese "Liebe" nicht teilen konnte. Das machte ihn traurig. Er spürte auch, daß er seine Freiheit verloren hatte, daß er ein Gefangener seiner eigenen Leidenschaften war. Er war voller Verzweiflung. Er wußte, daß AUGENSTERN frei geblieben war, sich nicht ausgeliefert hatte. Er aber war gescheitert, das Orakel war nicht zu lösen. "Liebe ist echt, wenn man nicht an ihr hängt", jetzt erst verstand er diesen Satz, aber nun gab es keine Möglichkeit mehr ihn zu erfüllen. Er wollte aufgeben, er erinnerte sich seiner alten Truppe, wie sie unbeschwert durch das Land gezogen waren, wild und frei. Er hatte Sehnsucht nach dieser Zeit. Er versuchte AUGENSTERN mit allen Mitteln zu bewegen mitzukommen, denn er wollte sie trotz allem nicht verlieren. Aber sie wußte, daß sie nicht mitkommen konnte. Ihr Leben war nicht sein Besitz, und wenn sie alles aufgegeben hätte, um sein Leben zu erfüllen, hätte sie sich selbst aufgegeben. Ihr Weg war ein anderer und eines Tages ging sie fort. FuIio versuchte sie zu halten, aber dann begriff er, daß sie gerade deswegen fortging, und je mehr er sie halten wollte, desto weiter war sie weg. Da ließ er sie los und sagte ja zu ihr, wie sie war, und zu sich, wie er - ohne sie war. Er legte alle Ansprüche ab, und ein Lachen durchflutete ihn. Er fühlte auf einmal, wie er sich ganz hingeben konnte, ohne etwas zu verlangen, ohne eine Gegenleistung zu fordern. Er öffnete sich, und sie füllte ihn aus. WIE DER WIND tanzte sie durch ihn hindurch, und er spürte ihre Nähe wie nie zuvor. Er rannte lachend durch die Straßen, aber er suchte sie nicht mehr. Zur gleichen Zeit ging mit dem Land eine merkwürdige Veränderung vor sich. Es sah aus, als würde die Sonne heller scheinen, als wäre die Luft farbiger und längst verloren geglaubte Gerüche wären zu neuem Leben erweckt worden. So plötzlich, als ob mitten im tiefsten Winter der Frühling alle Blumen weckt, veränderte sich die Welt, und eine neue, durch den Narren und AUGENSTERN freigesetzte Kraft erfüllte die ausgedorrte und vergessene Natur. Nach den Pflanzen und Tieren spürten zuerst die Kinder der Menschen das Lachen in der Luft, das sie unwiderstehlich anzog. Sie konnten nicht sagen warum, aber sie wußten genau, was zu tun war. Ohne Zögern standen im ganzen Land alle Kinder von ihren Plätzen auf, gingen auf die Straße und zogen langsam zum Meer hinaus. Sie gingen ohne Eile, nur erfüllt von einer unbestimmten Sehnsucht und dem Wissen, daß sie etwas Verloren gegangenes wiederfinden würden. Niemand konnte sie mehr sehen, sie waren unsichtbar für die Augen der "erwachsenen" Menschen geworden, nur die Narren sahen ihren Weg und zogen hinterher. Als die Kinder schließlich den Strand erreicht hatten, war das Orakel erfüllt: Die Zukunft war befreit und zum Anfang geführt. Etwas Neues konnte beginnen, und es begann mit einem großen Fest. KINDER UND NARREN sprangen im Kreis herum und lachten - und wurden das Lachen , sie tanzten - und wurden zum Tanz. Sie liebten und wurden die Liebe, sie lebten und waren das Leben, denn sie hatten die Quelle der Lebensenergie wiedergefunden. Am Abend saßen alle zusammen - auch Fulio und AUGENSTERN waren gekommen - und dachten an die verlassenen Könige. Immer hatten diese Menschen geglaubt, ihr äußeres Wachstum, ihre Macht über andere wäre unbegrenzt - bis in den Himmel. Sie hatten dabei vergessen, daß sie nur der Himmel sein konnten, wenn sie auch die Erde waren, und daß sie beides nur in sich selbst finden und zusammenführen konnten. Die Menschen hatten so ihre Zukunft aufgeben müssen, die nur die ausweglose Vernichtung bedeutet hätte. Ihre Kinder waren zum Ursprung zurückgekehrt und waren wieder Teil des Ganzen, Tropfen im Ozean, Ausdruck einer Lebensenergie. Bis spät in die Nacht sangen sie das Lied der abgedankten Könige. Sie atmeten das Meer und betrachteten den Mond - dann träumten sie einen neuen Traum.
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