On the road again

Aus dem englischen übersetzt von din martini jun.

(Text aus dem Heft zur Razzia-Tour)

das Telefon brüllt.

,,guten morgen, es ist 10 uhr, aufsteh'n. frühstücken!" toni will sich noch mal von der einen auf die andere seite wälzen, hat aber irgendwas falsch berechnet und kippt aus dem bett. der dumpfe aufschlag läßt auch willi munter werden. ,,mann, toni, wo sind wir überhaupt?" toni weiß auch nicht genau und brubbelt was von auskunft anrufen.

im badezimmerspiegel wird willi von einem leicht aufgeschwemmten mittdreißiger müde angeschaut. alles ist trocken. die haut, die kehle, die knochen. trockenknochen. die vergangene nacht kommt plötzlich hoch, kann aber noch vor erreichen des zäpfchens wieder runtergeschluckt werden.

 

 

nach dem duschen fühlt man sich wieder fit. toni singt lieder aus seiner italienischen heimat. willi ist heiser. koffer werden gepackt. 2 zahnbürsten bleiben traurig im badezimmer liegen.

dann lange gänge, viel beton, aufzug, frühstücksbufett, aufgewärmter kaffee, fruchtsaft ohne frucht. also: großstadthotel für gehobene ansprüche. lupo und milla haben schon irgendwo eine sportzeitung aufgetrieben. der 1. fc köln hat verloren. ein schlechter morgen für milla. lupo tröstet ihn mit den vorverkaufszahlen der nächsten konzerte. erce geht schau'n was die pferde machen; mist ist schon lange nicht mehr dabei.

 

 

von rechts kommt ‘ne scheibe wurst angeflogen, verfängt sich an der lampe, bleibt hängen. man freut sich.

erce hat den bus angeschmissen, ihn vom parkplatz zum hotel gerollt. koffer einladen, obst, zeitung, was zu trinken besorgen, auf lupo warten, abfahrt.

nach einer kleinen Stadtrundfahrt findet erce die richtige autobahn. im bus sieht es aus wie im 2. klasse abteil der deutschen bundesbahn. liegesitze mit eingebautem, überfülltem aschenbecher (nur bei willi). über den sitzen gepäckablage, an den seiten abfallbehälter, am fenster ,,do not lean out". in der abteiltür, die den kofferlagerraum vom wartesaal trennt, erwartet man jeden augenblick den schaffner: ,,die spielkarten bitte!" mit 4 kartenspielen wird verschärft ,,mau mau" gespielt. lupo muß 22 karten ziehen milla rutscht voller anteilnahme vom sitz. tonis bierflasche kippt um. der bus steht. autobahnraststätte.

 

 

im raststättenrestaurant wird die speisekarte studiert. toni und willi brauchen was kräftiges. ,,2 x eisbein mit sauerkraut und 2 korn!" milla muß abnehmen, bestellt deshalb nur gemischtes eis mit heißen kirschen. ,,1 dutzend froschschenkel in knoblauchsoße!" erce will seinen zimmergenossen in der kommenden nacht was bieten. lupo, kenner der französischen küche und weinkeller, läßt sich viel zeit. er wägt ab, entschließt sich - nein doch nicht. nach einer halben stunde wählt er: canapés d'oeufs durs au sel á la chateaubriand. als ihm der ober nach einer weiteren halben stunde 2 halbe hartgekochte eier bringt, hat lupo tränen in den augen, zahlt und verläßt fluchtartig das lokal.

dann wieder im bus. ein bißchen lesen, bißchen quatschen, bißchen schlafen. ein bißchen frieden. dazu hardrockgedröhne vom afn. erce hat auf der straßenkarte eine abkürzung entdeckt, verläßt die autobahn, fährt über landstraßen, über landwege, dann waldwege, dann nur noch wald. im rückwärtsgang wieder zurück zur landstraße, auto-bahn, stadtbahn, endlich stadthalle.

 

 

in der halle sind 20 roadies und helfer mit dem aufbau der anlage beschäftigt. auf der bühne, links und rechts, hohe lautsprechertürme. im hintergrund die verstärker für gitarren und bass. in der mitte das schlagzeug, daneben lichtmischpult und die keyboards. auf der erde 1000 meter kabel, überall monitorboxen.

5 meter über der bühne klettert ein roadie über die traversen. nach tonis anweisung wird scheinwerfer für scheinwerfer in die richtige stellung gebracht. bei 160 stück eine tierische maloche. 50 meter von der bühne entfernt, liegt franz auf einem podest unter seinem mischpult. irgendwas scheint nicht richtig zu funktionieren. franz wühlt sich durch kabel-berge. franz lötet. danach klappt überhaupt nichts mehr. franz hat sich verfranzt.

 

 

in der garderobe wird die bühnengarderobe von der garderobiere auf die einzelnen garderoben verteilt. die gitarristen örgeln neue saiten auf die geigen. milla traktiert seinen bass mit einem schraubenzieher. das stimmgerät quakt. direktor ballermann baltert durch die räume, fragt wer was, wann, wo, essen will. die örtliche presse steht vor der tür und wird vertröstet. jemand brüllt durch den flur: ,,wildschwein, soundcheck!" mit einer bierflasche und 2 gitarren bewaffnet wackelt willi auf die bühne. zuerst das mikro. "eins, zwo, drei. drei, zwo, eins!" nach dem 20. mal ist franz unten in der halle zufrieden. die gitarren werden angespielt, echo und halleffekte ausprobiert. franz strahlt: ,,der nächste bitte!" nach dem einzelsoundcheck, soundcheck für alle. 2 stücke werden gespielt. lupo hat probleme mit seiner gitarre. udo, der mann am bühnenmixer, wird geweckt. ,,leg ma'meine gitarre auf'n monitor. ich hör ‘nix!" udo, noch etwas benommen, findet nach einiger zeit die richtigen knöpfe. lupe ist zufrieden, vorhang zu, die leute können rein.

die halle füllt sich. auf der bühne werden die gitarren zum letzten mal nachgestimmt. erce gibt franz über funk zeichen, das band mit dem vorprogramm zu starten. willi legt sich hinter seinem verstärker einen kleinen biervorrat an. es wird ein langer, heißer abend.