Interview mit dem Felix


Felix beantwortete mir im März 2000 einige Fragen und sprach sie mir auf Band. Hier nun das komplette Interview mit ihm.

Stephan: 1969 hat sich die Formation CREW BLUES SESSION aufgelöst. Lupo und Baer machten mit Dir unter der Bezeichnung CHARING CROSS und Eroc mit Klassen, Loskand, Bottich und Barth als WUTPICKEL weiter Musik, während Wildschwein erst einmal eine musikalische Pause einlegte. Kennst Du den Grund für die damalige Auflösung von CREW BLUES SESSION?

Felix: Den kenne ich leider nicht. Dazu kann ich gar nichts sagen, da müßtest Du dich an Eroc oder an Lupo wenden. Ich kann nur Vermutungen anstellen und das bringt es eigentlich nicht.

Stephan: Wie kam es 1969 zu der Zusammensetzung mit Lupo und Baer? Kanntet ihr euch schon aus der Schulzeit?

Felix: Es ist so gewesen, daß nach der Auflösung der CREW BLUES SESSION Lupo nach neuen Musikern suchte. Er war mit Hans Hermann Stein, der Bassist bei der CREW BLUES SESSION war, wohl noch zusammen. Hans Hermann Stein ging auf die gleiche Schule die ich seinerzeit auch besuchte, nämlich auf die Boeler Realschule in Hagen. Er wußte, woher weiß ich jetzt gar nicht, daß ich Schlagzeug spiele. Möglicherweise hat er das bei einem Schulfest gesehen, wo ich mit einer Schulband aufgetreten bin. Er hatte mich dann irgendwann angesprochen, ob ich Lust hätte mit einer Band etwas zusammen zu machen. Ich stimmte spontan zu. Irgendwann hat mich Lupo zu Hause - sozusagen zu einem Probetrommeln - besucht. Er hat sich angehört, was ich so auf der Pfanne hatte. Das fand er ganz ok und wir beschlossen zusammen Musik zu machen. Ich weiß jetzt nicht mehr so genau warum Hans Hermann Stein nicht mehr zur Verfügung stand.

Wir haben, daran kann ich mich noch erinnern, in der Aula der Ischelandhalle einmal zu dritt, Lupo, Hans Hermann Stein und ich, ein Konzert gegeben. Ich glaube davon habe ich sogar noch eine alte Tonbandaufnahme, einen Mitschnitt dieses Konzertes. Das war so ein Festival und wir haben abends spontan irgendwas gespielt, ohne vorher zu üben. Das war einfach improvisiert. Aber aus irgendeinem Grund kam es mit Hans Hermann Stein nicht zu der Formation CHARING CROSS, sondern der Baer kam hinzu. Wir stellten dann ein eigenes Programm zusammen. Wir übten seinerzeit in einem kleinen Nebengebäude der Boeler Realschule in Hagen Boele. Nachdem wir eine gewisse Zeit intensiv geübt hatten, hatten wir auch schon ein recht umfangreiches Programm zusammen und sind dann auch schon auf .... Tournee ist übertrieben (lacht) gegangen. Wir haben dann in dieser Formation etliche Konzerte absolviert.

Stephan: Bestand die Band nur aus euch drei, oder gab es noch weitere Musiker bei CHARING CROSS?

Felix: Wir haben lediglich zu dritt musiziert und es gab auch keine Wechsel der Musiker. Es ist immer in der Kombination mit Baer, Lupo und mir gelaufen. Der Name CHARING CROSS ist auf eine U-Bahn-Station in London zurückzuführen, die sicherlich auch gar nicht so unbekannt ist. Der Vorschlag kam – glaube ich – seinerzeit von Lupo.


Felix 1972 bei Proben in der Ischelandhalle

Stephan: Eroc hat in einem Interview gesagt, daß CHARING CROSS so eine Art Hardrock gespielt haben. Stimmst Du ihm da zu, oder war der Musikstil doch eher ein anderer?

Felix: Naja, Hardrock würde man das vielleicht heute bezeichnen, damals - würde ich sagen - ging das eher so in Richtung Underground. Vergleichbar wäre das so ein bißchen mit BLACK SABBATH oder U.F.O. Wir waren damals der Meinung, daß eines unserer Stücke, welches wir an eine Plattenfirma gesendet hatten, dann von U.F.O. unter dem Titel "Boogie" oder so ähnlich herausgebracht wurde. Dieses Stück ist so mit unserem identisch, daß wir eigentlich davon ausgehen müssen, daß man sich unserer Aufnahme und unserer Ideen bedient hat.

Stephan: Hast Du damals direkt mit dem Schlagzeugspielen angefangen, oder konntest Du noch ein anderes Instrument spielen?

Felix: Meine Mutter spielte Akkordeon und war auch sehr musikalisch. Und dann war natürlich der Wunsch da, irgendwann sollte der Sohn auch diese Instrument lernen. Dem habe ich dann auch zugestimmt. Ich klimperte dann so ein bißchen auf dem Akkordeon herum, merkte aber relativ schnell, das ist eigentlich gar nicht so das Richtige für mich und ich kam da auch irgendwie nicht weiter. Zumal das Akkordeon auch seinerzeit eigentlich ein Instrument der Volksmusik war. Ende der Sechziger ging es eben schon mit dem Beat los, mit den BEATLES, mit den ROLLING STONES, wo ich natürlich großen Spaß dran hatte. Damit konnte man das Akkordeon nicht so in Verbindung bringen. Dann habe ich Mutter gesagt: "Du, mit dem Akkordeon haut das irgendwie nicht so hin, ich denke Gitarre wäre wohl das Richtige." Dann bekam ich eine gebrauchte akustische Gitarre geschenkt. Auf der habe ich auch ne Zeitlang rumgeklimpert und kam auch damit nicht so recht weiter. Ich hatte nicht so das Gefühl, daß dies das Richtige für mich sei. Dann äußerte ich den Wunsch, Schlagzeug zu spielen. Da blickte ich schon in sehr skeptische Augen (lacht), die mir sagten: "Du, Akkordeon war nicht das Richtige und Gitarre hast Du ja auch probiert und das war es auch nicht. Ein Schlagzeug ist ganz schön teuer und ist sehr laut. Wir wissen nicht so recht." Aber ich bekam immerhin zunächst einmal ein Paar Stöcke geschenkt. Damit habe ich mich dann auf unserem Sofa breit gemacht und so innerhalb von wenigen Monaten sämtliche Sofakissen durchgetrommelt, so daß meine Mutter dann dachte: "Wahrscheinlich ist es doch günstiger ein Schlagzeug anzuschaffen." Ich bekam seinerzeit für 150,00 DM von einem Tanzmusiker ein altes gebrauchtes Schlagzeug, was ich mir ein bißchen aufgemöbelt habe. Ein Tanzmusiker, der eigentlich Bass spielte und ein wenig trommeln konnte, brachte mir die Grundbegriffe des Schlagzeugspielens bei, was sich fast nur auf Tanzmusikschläge erstreckte, wie Walzer, Tango und so was in der Richtung. Aber ich merkte relativ schnell, das "Trommeln" ist es eigentlich, das ist genau das, was mir liegt. Ich kam auch relativ schnell rein und konnte dann, wenn man so will, mit der Entwicklung der Musik mitschwimmen. Die ersten Beatgeschichten, die auf den Markt kamen, die haben meiner Meinung nach vom Schlagzeug her auch noch nicht so viel abgefordert. Das konnte man sich relativ schnell selber draufziehen und das habe ich auch geschafft. Wenn ein neuer Schlag auf irgendeinem Stück zu hören war, habe ich mich hingesetzt und solange getüftelt, bis ich das raushatte. Das wurde immer mehr, so daß ich teilweise am Tag so zwei bis drei Stunden getrommelt habe. Allerdings so ein bißchen zum Leidwesen meiner Familie (lacht) und der Nachbarn. Da mußte ich mich schon an gewisse Zeiten halten. Das war also ein bißchen problematisch.

Im Alter von 12 Jahren habe ich angefangen zu trommeln. Ich bin schon mal bei diesen vorher erwähnten Tanzmusikern eingesprungen, wenn halt ihr Trommler nicht konnte. Ich durfte dann bei der ein oder anderen Hochzeit oder sonstigen Festivität meine Walzerkünste usw. zum Besten geben. Zu der Zeit wohnten wir auch noch hier im Münsterland, nämlich in Apelhülsen. Als ich 15 Jahre alt war, zogen meine Mutter und ich nach Herdecke. Ich kam auf die Boeler Realschule, da ergab sich dann der vorhin schon geschilderte Kontakt zu den anderen Musikern. Mal abgesehen von dieser Tanzmusikcombo und der Schulband war eigentlich CHARING CROSS die erste Band, in der ich öffentlich als Rockschlagzeuger aufgetreten bin.

Stephan: Aus WUTPICKEL und CHARING CROSS entstand 1970 die Urformation von GROBSCHNITT. Erzähl doch ein wenig über die Gründung.

Felix: Aus WUTPICKEL und CHARING CROSS entstand ungefähr 1970 die KAPELLE ELIAS GROBSCHNITT. Lupo, Eroc und Wildschwein kannten sich natürlich schon von der CREW BLUES SESSION. Wir waren durch CHARING CROSS in Hagen schon recht bekannt geworden und irgendwie entstand der Gedanke - ich weiß nicht mehr bei wem - ob man nicht auch mal zusammen mit Eroc und Wildschwein proben könnte. Die anderen Musiker, die vorher bei WUTPICKEL auch noch mitgewirkt hatten, habe ich nicht mehr so richtig kennengelernt. Meines Erachtens war es so, daß wir bei der ersten gemeinsamen Probe zu CHARING CROSS lediglich Eroc und Wildschwein als weitere Musiker dazubekommen haben. Diese erste Probe verlief eigentlich gar nicht so schlecht. Das Trommeln zu zweit war auch recht reizvoll und stellte eine gewisse Herausforderung dar. Ja, weil das alles ganz gut funktionierte, kamen wir überein, daß man versuchen sollte in dieser etwas erweiterten Kombination Musik zu machen. Dann setzten auch schon die Proben ein und es entwickelte sich eigentlich zunehmend ein Programm. Später kam Hermann Quetting dazu. Er hat allerdings, soviel ich das noch in Erinnerung habe, nicht bei allen Kompositionen der Stücke mitgewirkt, sondern ist später eingestiegen und hat auf das schon recht umfangreiche Programm zurückgreifen dürfen. Er hat seinen Orgelpart mit eingebracht, was auch eine absolute Bereicherung war.


Vor dem Konzert am 31.05.1971 im Saalbau Letmathe
Man beachte die Anzahl der Boxen auf der Bühne!!!

Stephan: In der Anfangsformation von GROBSCHNITT spielte neben Dir ja noch Eroc Schlagzeug. Hat es Spaß gemacht mit zwei Schlagzeugen zu spielen, oder gab es auch Probleme? Wie war das bei den Aufnahmen von der ersten LP und vor allem bei den Konzerten?

Felix: Aus meiner Sicht hat es sehr viel Spaß gemacht zu zweit zu trommeln. Ich denke, wir hatten eine sehr gute Abstimmung aufeinander. Es war auch nicht so, daß wir beide das Gleiche spielten, sondern wir haben synchron unterschiedliche Parts getrommelt, die aber zusammen paßten und aufeinander abgestimmt waren. Das haben wir vorher auch jeweils geprobt. Eroc konnte, da er schon länger Musik machte, auf ein recht großes Erfahrungsspektrum zurückgreifen. Er hatte als Livemusiker ein bißchen mehr Erfahrung, wovon ich auch seinerzeit profitieren konnte. Ich fand das Zusammenspielen, das Trommeln mit zwei Schlagzeugern, einfach klasse und hatte auch das Gefühl, daß das vom Publikum als Besonderheit gesehen und auch honoriert wurde. Aus meiner Sicht gab es da eigentlich keine Probleme. Auch bei den Aufnahmen zur ersten LP verlief es völlig unproblematisch, jeder trommelte seinen Part runter und das paßte gut zusammen. Wenn es überhaupt Schwierigkeiten gab, dann war das bei der Aufnahme der ersten LP nicht bei den Trommlern (lacht wieder), sondern die Gitarristen hatten zunächst ihre Schwierigkeiten. Das lag ganz einfach daran, daß wir mit einem LKW mit Planenaufbau nach Hamburg gefahren und die Instrumente zur kalten Jahreszeit hinten auf dieser Planenfläche gelagert waren. Sie hatten sich ein bißchen verzogen. In den ersten zwei Tagen kam daher so recht keine gradklingende Aufnahme zustande. Es war immer alles ein bißchen schief und auch sehr frustrierend, weil wir in den ersten zwei Tagen nicht eine Minute auf’s Band bekommen haben. Aber dafür nutzten wir dann die restliche Zeit intensiv, so daß wir auch teilweise nachts Aufnahmen gezogen haben. Erst morgens, wenn die Leute wieder normal zur Arbeit kamen, verließen wir das Studio. Wenn ich das richtig in Erinnerung habe, stand uns lediglich eine Woche zur Verfügung. Und wenn man die ersten beiden Tage abzieht, spielten wir diese erste LP in sage und schreibe fünf Tagen ein, was heute sicherlich undenkbar ist. Ich nehme an, daß sich einige Leute Monate im Studio aufhalten.

Stephan: Wie stehst Du zu den damaligen Spaßeinlagen? Welche Art von Kostüm hast Du auf der Bühne getragen?

Felix: Zu meiner Zeit war das eigentlich noch nicht so ausgeprägt. Der Schwerpunkt lag ganz eindeutig auf dem musikalischen Part. Dennoch würde ich sagen, ein Showteil ist eine Pflichtübung. Wenn man heutzutage auftritt, kann man nicht auf die Bühne gehen als wenn man zum Sport oder ins Büro geht, man muß entsprechende Bühnenkleidung tragen. Man muß den Leuten auch optisch was bieten, das gehört einfach dazu.

Meine persönliche Einstellung zu solchen Sachen ist die:

Man kann es machen, solange es Spaßeinlagen sind, ist das eine gute Sache. Es sollte nicht in Klamauk abrutschen und es sollte auch nicht einen zu großen Teil des Programms in Anspruch nehmen. Meines Erachtens sollte der Schwerpunkt immer noch auf der Musik liegen. Das Andere ist halt eine gute Ergänzung dazu.

Stephan: Die Liveshow (Am Ölberg) und auch die Konzertplakate (ein menschenähnliches Wesen am Kreuz, aus dem sich ein Wurm windet) waren für die damalige Zeit sehr provokativ. Wolltet Ihr damit gegen die Gesellschaft rebellieren?

Felix: Das menschenähnliche Wesen, aus dem sich ein Wurm windet, das bringe ich eigentlich gedanklich sogar noch mit CHARING CROSS in Verbindung. Ob wir damit rebellieren wollten, das sehe ich eigentlich nicht so. Rebellion, würde ich mal sagen, nein, kritische Position einnehmen, ja. Das ist sicherlich auch altersbedingt. Im Alter von 18, 19 Jahren ist man halt gesellschaftskritisch eingestellt und neigt dazu, daß ein oder andere auch anzuprangern. Das haben wir damals auch gemacht. Da stehe ich auch zu, das fand ich ganz ok.

Stephan: Warum hast Du 1972 die Band verlassen? War kein Platz für einen zweiten Drummer in der Band?


Felix und Eroc 1972 bei Proben in der Ischelandhalle

Felix: Das würde ich so nicht sagen. Wir haben eine ganz lange Zeit zu zweit getrommelt und auch eine, wie ich meine, recht gute LP produziert. Was ja auch unter Beweis stellt, daß sehrwohl Platz für zwei Drummer vorhanden war. Dennoch habe ich bei Eroc wohl den Wunsch verspürt, mehr Freiheiten für sich zu haben. Auf der anderen Seite war es halt so, daß ich aufgrund meines Alters ein ganz schwerer Kandidat für die Bundeswehr war. Ich hatte schon meine entsprechenden Bescheide nach Hause bekommen. Entweder hätte ich zur Bundeswehr gemußt, oder etwas anderes unternehmen müssen. Von daher ergab sich auch diese berufliche Problematik. Gepaart mit der damaligen Disposition von Eroc ist es eben dazu gekommen, daß ich dann im Herbst 1972 die Band verlassen habe. Wobei ich heute noch sagen kann, durchaus mit etwas Wehmut, weil mir die Sache seinerzeit auch einen Mordsspaß gemacht hat.

Stephan: Wie sieht Dein musikalischer Werdegang nach GROBSCHNITT aus?

Felix: Mein musikalischer Werdegang endete nicht nach GROBSCHNITT. Nach einer Pause, die ungefähr bis 1977 anhielt .... Wenn man so will, habe ich ca. fünf Jahre nicht in einer Band gespielt, sondern lediglich für mich zu Hause weitergetrommelt. Jeder, der ein Instrument spielt, wird das in irgendeiner Form für sich zu Hause immer weiter nutzen. In einer Band habe ich dann ungefähr ab 1977/78 wieder gespielt. Ja und das ist in der Tat noch die gleiche Band, in der ich heute noch Hobbymusik produziere. Sie nennt sich GRÜNSPAN. Wir bestehen aus vier Bandmitgliedern. Es ist so, daß mit dieser Band nicht nur mein Hobby Musik verbunden ist, sondern mit diesen vier Leuten verbindet mich eine Freundschaft. Das Musizieren in der Formation macht also mordsmäßig Spaß. Wir spielen auf Partys, Stadtfesten, ja im Grunde auf so ziemlich allen Gelegenheiten. Mittlerweile sind auch schon Silberhochzeiten dazugekommen. Also auch Leute, die jetzt Silberhochzeit feiern, sind ja schon teilweise in unserem Alter und wollen nicht mehr diese Standardfeiern abziehen, wie das früher so der Fall war, mit Walzer und Tango usw. Heute werden Silberhochzeiten schon so richtig fetzig abgezogen und wir sind da mit unserem Programm teilweise schon gefragt. Parallel zu GROBSCHNITT habe ich seinerzeit schon eine zeitlang in der Begleitband von Jürgen Marcus mitgespielt. Der Jürgen Marcus ist bekannt geworden durch das Musical Hair und später durch die deutsche Schlagerszene, in der er einige Hits gelandet hat. Für mich war das seinerzeit eine willkommene Sache, um nebenbei halt auch ein bißchen Geld zu verdienen, was bei GROBSCHNITT ja nicht möglich war. Alle Verdienste wurden in die Anlage gepumpt und es blieb zum Leben eigentlich nichts übrig. Ich habe auch schon Musik mit Gunther Gabriel zusammen gemacht. Da ergab sich im Raum Münsterland mal ein Kontakt. Er hatte an unserer Formation Spaß gefunden und wir führten dann einige Konzerte mit ihm zusammen im deutschen Raum durch. Das hat sich dann aber zerschlagen, weil wir keinen Spaß mehr hatten mit ihm weiter zu musizieren. Das war eine Phase, wo er massiv dem Alkohol zugesprochen hat und sehr unzuverlässig und sehr launisch war. Dann ist das auseinandergelaufen. Aber es war auch eine witzige Erfahrung und hat auch Spaß gemacht. Im Grunde macht Musizieren immer Spaß, ob man nun auf einer Hochzeit Tanzmusik spielt oder Country and Western oder Hardrock. Wie auch immer, es ist einfach das Gefühl, den Zuhörern Freude zu bringen. Wenn man feststellt, daß das der Fall ist, daß man Spaß und Freude verbreitet hat und die Leute begeistert zu einem kommen und sagen: "Das war ein supertoller Abend", dann ist das eine Erfüllung die man erreicht, eine Selbstverwirklichung. Da ist es im Grunde für mich egal, ob ich in einer Halle spiele vor 2.000, 3.000 Leuten oder ob es dann die Party mit 50 Leute ist, die abrocken bis zum geht nicht mehr und genauso schweißnaß von der Tanzfläche gehen, wie ich mich von meinem Schlagzeug entferne. Dann ist der Abend gelungen und es hat Spaß gemacht. Von daher, und das sehen meine Mitmusiker von GRÜNSPAN genauso, spielen wir unheimlich gerne, eigentlich sogar am liebsten, auf privaten Feten, wo die Leute uns bestellt haben, weil sie wissen, daß es das ist, was sie hören wollen. Das ist dann die ideale Kombination und da kommt eigentlich immer die meiste Freude auf. Wir haben mit der Band GRÜNSPAN auch ein eigenes Programm entwickelt, haben aber festgestellt, daß es schwierig und müßig ist, das eigene Programm unter die Leute zu bringen. Man muß sich dann noch in Jugendheimen vielleicht vor nur 20 Zuhörern abplagen, die teilweise das Programm sehr skeptisch aufnehmen und da macht es einfach mehr Freude, die Coversachen zu spielen, die wir bringen. Das ist ein Querschnitt von 1960 bis 1990, schwerpunktmäßig die 60‘er Jahre-Hits. Viel Rolling Stones. Das ist meist der gradlinige Gitarrenrock, den wir zum Besten geben.


Felix Live 1990 mit der Band GRÜNSPAN

Stephan: Hast Du heute noch Kontakt zu einigen der damaligen Musiker?

Felix: Kontakte zu den Musikern hat es zwischendurch immer mal wieder gegeben. Mit Lupo, und Wildschwein habe ich auch telefoniert. Zu meinem 40. Geburtstag hatte ich alle eingeladen, aber es sind leider nicht alle gekommen. Dann hatte ich 1996 noch Kontakt zu Eroc und auch zu Baer. Wir haben unter dem Namen Ehrlich noch mal ein eigenes Programm einstudiert und produzierten im Studio von Eroc auch eine CD. Der Titel der CD lautet "Kinder Kinder ...". Seinerzeit war die Zielrichtung den Titelsong für Unicef zu produzieren. Leider ist das nicht durchgeschlagen, man hat sich dann irgendwie eine andere Komposition an Land gezogen. Unsere Musik war der Plattenfirma Metronome auch nicht mainstream genug, so wie die sich ausgedrückt haben. Sie meinten zwar, das wäre eine interessante Sache, die man aber nicht vermarkten kann. Das ist halt der Punkt, auf den die Plattenfirmen achten. Die achten nicht darauf, ist es gut, sondern können wir es gut verkaufen. Von daher sind wir mit diesem Programm nicht weiter gekommen. Eigentlich schade, ich fand es waren gute Ansätze da.

Stephan: Wo würdest Du Deine musikalischen Wurzeln sehen?

Felix: Meine musikalischen Wurzeln, die sind ganz eindeutig im Bereich der 60‘er Jahre zu sehen, wo ich, wie sagt man so schön, in die pubertären Jahre gekommen bin. Das ist ja häufig damit verbunden, daß das Musikinteresse wächst. Bei mir war das halt so, daß ich die 60‘er Jahre intensiv musikalisch miterlebte und danach bin ich eigentlich auch nicht mehr von der Musik losgekommen. Die Beatmusik finde ich heute nach wie vor noch schön. Aber ich habe noch etwas mehr Freude an der Rockmusik gefunden, das heißt also die etwas härtere Version von Beat. Mit dem Rock fühle ich mich nach wie vor noch verwurzelt. Ich würde mich auch in erster Linie als Rock-Schlagzeuger bezeichnen. Das sind zumindest die Sachen, die mir am meisten liegen und die mir am besten so aus dem Arm gehen, sag ich jetzt mal so (lacht).

Stephan: Für welchen Musikstil kannst Du Dich heute begeistern?

Felix: Heute begeistere ich mich natürlich noch für die alte Musik, mit der ich aufgewachsen bin. Das sind ja die Verbindungen aus der Jugendzeit. Ich denke, das geht jedem so. Die ersten Erfahrungen, auch im erotischen Bereich, das verbindet man ja alles noch mit Musik. Das bleibt natürlich alles irgendwo noch hängen. Aber auch andere Sachen finde ich nach wie vor gut. Ich höre beispielsweise sehr gerne Brian Adams oder Joe Cocker. Der ist natürlich auch nicht aus der Musikszene wegzudenken. Er ist ja auch - Gott sei dank - nicht tot zu kriegen. Ich finde es nach wie vor saugut, was er macht und er entwickelt sich auch immer noch weiter. Weniger Spaß kann ich an HipHop, Rap oder Techno finden. Das ist mir alles ein bißchen zu hektisch und kommt mir zu sehr aus der Konserve. Das ist ja Musik, die überwiegend aus dem PC produziert wird und ich stehe da eher auf die alten handgemachten Sachen wie zum Beispiel Brian Adams. Generell kommt es aber immer auf das einzelne Stück an und nicht auf die Musikrichtung. Die neue CD von Carlos Santana, die ja auch neue Elemente, teilweise ein bißchen Rap und natürlich auch noch Latinoelemente enthält, ist für mich am Anfang gewöhnungsbedürftig gewesen, gefällt mir aber zunehmend immer besser und ist eigentlich auch ne tolle Sache. Was den Beweis dafür liefert, daß auch oder vielleicht gerade uralte Musiker in der Lage sind sich auch heutzutage auf dem Musikmarkt noch durchzusetzen.


Felix im März 2000

So, damit habe ich dann Deine Fragen abgearbeitet. Auf Anhieb fällt mir weiterhin nichts ein, was ich noch erzählen könnte. Sicherlich ist da noch mehr Wissen vorhanden. Das ein oder andere an Erinnerung ist nach dem Gespräch mit Dir auch wiedergekommen. Nachdem ich mich mit alten Unterlagen noch mal beschäftigt habe, kommt die ein oder andere Erinnerung auch wieder zurück, die eigentlich schon verblaßt oder verflogen war.

Grundsätzlich finde ich Deine Aktivitäten sehr gut, ich habe das total positiv aufgenommen und freue mich darüber. Ich bin eigentlich auch verwundert, daß es noch so viele Leute gibt, die sich für GROBSCHNITT und auch für die alten Zeiten interessieren. Ich kann mich eigentlich nur dafür bedanken, daß Du dich bei mir gemeldet hast.

Stephan: Ich danke Dir, daß Du mir die Möglichkeit gegeben hast, mir einige Fragen zu beantworten. Es hat mir ebenfalls sehr viel Spaß gemacht mich mit Dir zu unterhalten und das Band mit den Antworten abzuhören.

Felix Menue