Teil 4 des EROC-Interviews

Stephan: Nun wieder den Dreh zu Dir zurück. Die "Wolkenreise" war ja der Durchbruch, der Hit schlechthin. Was hat sich denn dadurch für Dich und letztendlich auch für GROBCHNITT verändert?

Eroc: Für mich hat sich verändert, daß plötzlich auf der GEMA-Abrechnung drei Nullen mehr waren. So was kannte ich damals gar nicht. Ich lebte in einer Junggesellenbude, hab auf Matratzen geschlafen und hatte mir vom Lehrgeld ein teures Tonband zusammengespart. Und plötzlich kam da die 80.000'er Abrechnung und ich wußte gar nicht, was ich damit soll, mit soviel Geld. Geld ist ja nicht die Welt. Also hab ich das ganze Geld erst mal wieder in GROBSCHNITT gesteckt und Anlage und Geräte dafür gekauft und alles profiliert. Geändert hat sich für mich eigentlich gar nichts, weil ich wollte diesen Hit zunächst überhaupt nicht. Ich war Rockdrummer und kein Ziehharmonikadudler. Das hat ja dann auch James Last ausgenutzt, die Welle, das ist ja bekannt gewesen, mit seinem "Biskaya". Also geändert hatte sich für mich erst mal gar nichts, außer das ich finanziell eben ein sicheres Polster hatte. Aber musikalisch hat mich das wenig beeinflußt. Ich hab dann zwar noch ein Paar Stücke in der Art gemacht, das kann man auf dem neuen "Wolkenreisen"-Sampler ...

Stephan: Du meinst die "Sonntagsfahrt", die ja der "Wolkenreise" sehr ähnelt.

Eroc: Genau. Steht ja auch dabei, warum und weshalb. Aber es war immer nur so nebenbei, hauptsächlich war es GROBSCHNITT. Und wenn bei GROBSCHNITT dann nicht im Endeffekt die Gegebenheiten sich so verändert hätten, wie ich das vorhin gesagt habe, die Problematiken, warum ich dann ausgestiegen bin, dann wäre ich heute noch dabei. Die "Wolkenreise" und die eigene Karriere waren überhaupt nicht der Grund, das ich da bei GROBSCHNITT irgendwas angezweifelt hätte, ganz und gar nicht, das ist falsch.

Stephan: Die CD "Wolkenreisen" habe ich jetzt mehrmals gehört und ich muß sagen, zu den Überraschungen, zu den positiven Überraschungen, gehört für mich sicherlich die "Wolkenreise 98", in dem neuen Mix.

Eroc: Hm. Eine mächtig pulsierende Version, wie Stereoplay schreibt.

Stephan: Die vor allem auch gewisse Technoeinflüsse hat, aber nicht im typischen Technostil gehalten ist. Ja vom Sound her etwas anders. Dann sicherlich der "Greenhouse Effect", den ich vorher auch gar nicht kannte, sehr rockig. Auch der "Suger Pie Soundtrack", der ebenfalls im Technostil gehalten ist.

Eroc: Das ist mein Lieblingsstück.

Stephan: Obwohl ich sagen muß, daß die Stimme, die im Lied zu hören ist, wieder Deinen etwas schrägen Stil widerspiegelt.

Eroc: Schräg, ja. Ist völlig automatisiert, völlig programmiert.

Stephan: Und was mir auch gut gefallen hat, sind die Stücke "Take It And Go", was ganz anders ist. Ich denke mal gar nicht Eroc-typisch. Und zuletzt auch das Stück "Cowboys".

Eroc: (lacht) der Hit.

Stephan: Ein Bekannter lieh mir die Zeitung "Rolling Stone" inklusive CD. Er sagte mir, daß da ein Stück von Eroc drauf sei. Ich legte die CD in den Player und dachte im ersten Moment, "Was ist das denn? Was hat er denn jetzt gemacht?" Ich hatte einen dermaßen Schrecken gekriegt ....

Eroc: (lacht) Ja Power.

Stephan: Und ich muß sagen, so nach vier, fünfmal hören gefällt mir das Stück immer besser.

Eroc: Ich hab's für Roxy gemacht, weil wir haben so viele Cowboygeschichten erzählt - jede Nacht - und da muß man auch mal ein Stück dazu machen.

Stephan: Du schreibst ja schon im Booklet, daß es für Deine Tochter war. Damals 5 Jahre alt?

Eroc: Ja.

Stephan: Als ich das erste Mal das Lied gehört habe, war ich ein wenig erschrocken. Wie reagierte denn Deine Tochter darauf? Was hört sie denn für Musik? Denn das Stück ist ja doch sehr heftig.

Eroc: Im Moment noch gar nicht so. Sie hörte ja immer Benjamin Blümchen und solche Sachen. Aber das Cowboylied, das findet sie gut, da steht sie völlig drauf. Das legt sie sich unten auf und hört sich das selbst an. Sie kennt aber auch viele andere Sachen, zum Beispiel "Der Meier in Afrika" findet sie hervorragend, obwohl das schon so alt ist. Das singt sie dauernd. Und auch andere Sachen, zum Beispiel die "Wolkenreise". Sie ist sehr musikalisch, sie kann also sofort Melodien und Klangbilder musikalisch zuordnen. Und sie steht völlig drauf, muß ich echt sagen. Und Repertoire auch, die wollen 'ne Single draus machen.

Stephan: "Der Meier in Afrika", war das mal ein Stück was als Karnevalshit gedacht war?

Eroc: Nö, das ist in 'ner Sauflaune mit dem Jürgen Triebel damals entstanden, im Menga-Studio. Übrigens in dem, wo die CREW 1968/69 die erste Single aufgenommen hat, die erste Plattenaufnahme. Ich hab dann Jahre später mal für zwei drei Jahre in dem Studio gearbeitet, als Chefton.....???? Ich saß also '73 am Mischpult und da ist "Der Meier in Afrika" entstanden. Das war einfach nur mal so'n Spaß. Wir ham's halt aufgenommen und uns gefiel das und die Metronome sollte das dann rausbringen. Dann haben die das unter Karlchen Rundschnitt veröffentlicht. Da wußte natürlich keiner wer das ist und die haben es überhaupt nicht gefeatured und es wurde auch kein Hit. Es gibt aber noch 'ne Single davon, die habe ich noch. Das Ding lag immer im Schrank und die Leute, die es von damals kannten, haben immer gesagt, "Das mußt Du noch mal rausbringen, das ist doch der Hammer." Naja gut, die Gelegenheit auf diesem Eroc-Compilation-Album ist natürlich genau die richtige.

Stephan: Als Solomusiker hast Du lange nichts gemacht.

Eroc: Was soll das heißen?

Stephan: Also das von Dir lange nichts herausgekommen ist.

Eroc: Lange nichts veröffentlicht, das stimmt. Das lag an zweierlei Gründen. Erstens hatte ich mit anderen Dingen zu tun, sprich auch Phillip Boa, mit dem ich ja nun sieben Jahre zusammen produziert habe, und gar keine Zeit dazu hatte, was rauszubringen. Und zum zweiten hab ich eigentlich ursprünglich die Musik auch gar nicht gemacht um sie rauszubringen. Ich hab angefangen damals meine Musikstücke so für, für gute Freunde zu machen, wie ich das vorhin schon bei der "Eroc eins" gesagt habe. Ich hab weiterhin, wenn Zeit war, kontinuierlich Stücke gemacht. Einfach so aus Spaß am Machen und aus Spaß am Klang und aus Spaß an den Dingen. Aber ich gehöre nicht unbedingt zu den Leuten, die sagen, "Jetzt habe ich ein Stück gemacht, jetzt muß die Welt drauf abzucken.", wie es heute leider von den meisten Bands und Interpreten gehandhabt wird. "Wir haben ein Ei gelegt, jetzt muß auch jede Zeitung drüber schreiben." Und dann kommt immer der größte Müll raus. Ich bin da von Natur aus ein bißchen zurückhaltend und bescheiden. Ich denke immer erst mal, man kann auch einen Wein erst mal lagern und gucken, was da übrig bleibt. Und für manche Sachen, die ich zwischendurch gemacht habe, hab ich mir einfach angemaßt, auch mal einen Abstand einzubauen. Das Stück mal zwei Jahre im Schrank liegen zu lassen und dann zu gucken, was hast Du denn da für'n Ei gelegt? Kann man's noch verbessern, kann man's überhaupt auch mal anderen vorspielen oder läßt man's besser im Schrank? Und deswegen, es war kein Zwang was rauszubringen. Ich bin sowieso nicht Live aufgetreten. Und deswegen habe ich einfach gesagt, "Lassen wir's mal liegen und gucken, was draus wird."

Stephan: Und die Veröffentlichung der "Wolkenreisen" ist dann auch durch Rückfragen von Repertoire entstanden?

Eroc: Durch Repertoire, ja. Inzwischen sind die technischen Möglichkeiten eben so weit - eben auch durch diese Masteringgeschichte die ich habe - daß man aus alten Sachen klanglich doch wirklich noch sehr viel rausholen kann. Und mein Gedanke war natürlich immer die "Wolkenreise" selbst klanglich noch ein bißchen besser zu repräsentieren. Das Stück ist ja nun auch 20 Jahre alt, klingt zwar immer noch phantastisch, wenn man die Urversion hört, aber ich bin in der glücklichen Lage, das Master-Achtspur-Band hier stehen zu haben und hab's noch mal abgemischt, mit den besseren technischen Möglichkeiten. Die 78'er Version klingt jetzt viel klarer, es rauscht nicht mehr, es ist einfach schöner zum hören. Und da habe ich mir natürlich gesagt, "Gut, dann könnte ich ja auch mal ein Paar andere alte Schandtaten durch den Rechner nudeln und gucken, was er so draus macht." Und tatsächlich auch bei "Traum vom Wald" und solchen Sachen ist viel mehr rauszuholen gewesen. Das kommt natürlich Repertoire entgegen, die möchten natürlich gerne attraktive Produktionen veröffentlichen. Und mir kam's auch entgegen, weil ich eben so lange nichts hab hören lassen und feststellen mußte, daß heute noch Leute kommen und sagen, "Hör mal, Der Traum vom Wald, da war doch irgend etwas mit 'ner dicken Apfelsine. Ach, da bin ich ja so drauf abgefahren." Natürlich sind die Leute drauf abgefahren. Ich hab damals bergeweise Zeichnungen dazu bekommen. Von Schulklassen, die das Thema Autobahn und Landschaft im Unterricht anhand dieses Stückes durchgenommen haben. Die Kiddies haben mir dann Bilder zum kleinen Wald gemalt, der dann abgeholzt wurde.

Stephan: Du hast ja auf der "Eroc 3" mit dem Stück "Euer Lied", welches aus einem Schlagzeugsolo besteht, Hörer aufgefordert eigene Musik dazu zu machen. Hast Du darauf Resonanz bekommen?

Eroc: Ja, ich hab etliche Kassetten bekommen, von ein Paar Leuten, die versucht haben was damit zu machen. Es war allerdings alles mehr so Amateurklasse. Aber die Leute sollten ja auch Spaß haben, die sollten mal ein Playback haben um wirklich auch selber mal was damit zu machen. Da war ich ja schon wieder mal der Vorreiter für diese ganzen Sampling-, Playback-CD's, die es heute gibt, wo Du also Schlagzeugfragmente kaufen kannst um damit zu arbeiten. Das war einfach 20 Jahre vorher. Da kriegte jemand schon mal ein Schlagzeug an die Hand, hatten die meisten Leute und Heimbastler natürlich nicht. Das war mal was ganz anderes. Ja und weil ich dann halt eben so lange nichts gemacht habe, und trotzdem immer noch Resonanzen bekam, von Leuten die sich dann an den "Traum vom Wald" oder an "Falke" oder an was weiß ich was für Texte erinnert haben, hab ich gedacht, verflixt noch mal. Manche Lieder sind ja immer noch aktuell, leider. Und manche Thematiken sind aktuell und warum sollen die Kiddies heute das Lied vom Wald und von der Autobahn nicht ganz genauso verstehen, wie die Kiddies damals. Und deswegen habe ich den ganzen Kram, so er mir Wert erschien, zusammen aus den 30 Jahren meines Schaffens auf diese Compilation gebracht. Ich denke, es wird für die Kenner meiner und der GROBSCHNITT-Musik also wirklich in Leckerbissen und genau das sein, was sie sich immer gewünscht haben. Und hoffentlich auch für viele Kids, die noch nie was davon gehört haben, 'ne ganz interessante Sache eben aus der Vergangenheit was präsentiert zu bekommen. Was mit ihren modernen Technoproduktionen klanglich mithält, zumindest vom Druck und vom Sound. Also durchaus anhörbar ist und nicht klingt, als hätte man es aus der Mottenkiste rausgeschliffen. Und eben vielleicht musikalisch doch auch wieder ein Paar neue, wieder neue Aspekte setzt, in dieser Zeit.

Stephan: Wird man denn demnächst mal etwas rockiges und technomäßiges von Dir hören?

Eroc: Ja im Moment hat mich ja der Urs Fuchs gekrallt. Und der macht ja nun Musik für die Nervenheilanstalt. Therapiemusik, Gedudel, Elektronikgedudel möchte er gerne machen, aber möchte natürlich auch, daß es sich verkauft. Hab ich ihm gleich gesagt, "Da darfst Du kein Gedudel machen, das verkaufst Du nur an die Gedudelfritzen, die das mögen. Wenn Du Leute ziehen willst, mußt Du was machen, was sich einer anhören kann, der gerade Krach mit seinem Chef hatte." Also muß es auch ein bißchen übergreifend werden. Das heißt, Urs bringt schöne Ideen. Aber wenn wir die so auf CD bringen, dann ist es wenig attraktiv. Dann kauft das das kleine Grüppchen der Elektroniker, die das sowieso nur hören und das auch sofort gut finden. Aber wenn wir damit was erreichen wollen, dann müssen wir auch ein bißchen mal gucken, daß es moderner wird. Deswegen ist also Technorhythmen, Dancerhythmen gar nicht mal so abwegig, durchaus. Und mein Herz für harte Gitarren hört man ja schon bei "Cowboys". Ne härtere Gitarre hat ja wohl auch RAMMSTEIN noch nie gebracht. Ich weiß nicht wohin es geht. Also der Urs ist für alles offen und ich freu mich, daß ich zum ersten Mal auch wirklich 'nen Partner habe, der unglaublich Lust hat was zu machen, der vom Handwerk her sehr gut ist und von den Ideen her also durchaus Sachen bringt, die mir nicht einfallen würden. Und anders rum, ich bring auch wieder Sachen, auf die er nicht kommt und es ergänzt sich sehr gut. Wieweit wir das jetzt treiben, daß wird die Zukunft zeigen. Wir werden also im Herbst die ersten Sachen zusammen bauen. Er fertigt was vor, ich fertige was vor, dann tauschen wir's aus und jeder fertigt was dazu und dann gucken wir mal, was dabei rauskommt. Mit dem "Servants Of Silence"-Stückchen "Aqua acclivis" hat es ja schon gepaßt. Das ist ja in so einer Zusammenarbeit entstanden, für Schweden. Und deswegen wollen wir gucken, wohin der Eroc driftet. Also zunächst mal als Duo-Projekt, wobei meine Richtung, die Du angesprochen hast mit "Take It And Go", diese etwas englische ... Am ehesten würde ich es noch mit THE TUBES oder sowas, solche Bands vergleichen. Die hatten so in der Richtung solche Sounds. Das wiederum ist natürlich auch ein Hobby, was nicht jeder nachvollziehen kann. Da brauchst du natürlich auch wieder Rockmusiker dazu.

Stephan: Um das komplett einzuspielen.

Eroc: Um das komplett einzuspielen, oder um's auch mal live zu bringen, was ja nun auch sehr wichtig ist.

Stephan: Apropos Live. Du bist in Schweden gewesen, hast mit dem Urs Fuchs und einem weiteren Musiker von der Band FARFARELLO...

Eroc: Dem Schweden.

Stephan: Dem Schweden, genau. Hast einen Liveauftritt absolviert. Gekommen ist es dazu, daß Dich der Winfrid Trenkler drauf angesprochen hat.

Eroc: Ja. Der Trenkler ist ein ganz alter Freund von mir. Er hat bekanntlich ja schon mal 1977 auf der Bühne gestanden, mit GROBSCHNITT. Ne, es muß später gewesen sein.

Stephan: War das in Dortmund?

Eroc: Nein, das war in Duisburg und zwar haben wir da schon ... Nee doch, es muß 1977 gewesen sein. Bei "Solar Music" kommt ja die Nebelpolizei vor, Schwimmflossen, Blaulichter, Schilder, Schwerter und Winfrid Trenkler war einer von den Nebelpolizisten. Er wollte unbedingt einen GROBSCHNITT-Auftritt mitmachen, weil er uns damals soviel interviewt hat. Da stand er hinter der Bühne, ja und dann wurde ihm gleich die Maske aufgesetzt. Und er wollte gar nicht. Und zack, stand er auf der Bühne und mußte mitmachen. Wir haben uns krank gelacht. Und er, "Nein, mach ich nicht. Ja, ja ich mach's doch. Und blabla, blabla." Da erzählt er heute noch davon. Also das ist ein ganz alter Freund von uns, der ja auch schon 1974, 1975, 1976 in seiner Radiothek damals die Wahnsinnsinterviews mit GROBSCHNITT gemacht hat, die Happenings, die damals passierten. Und der Kontakt ist über die Jahre nie abgerissen. Er hat also auch in seinen Schwingungen mich hin und wieder interviewt, über meinen Fortgang. Hat Sachen über mich gebracht, mit "Wolkenreise" und den Stücken, die ich danach gemacht habe. "Space Shuffle" zum Beispiel von "Changing Skies" ist erklärtermaßen eins seiner Lieblingsstücke. Und als der Winfrid jetzt beim WDR da quasi so unrühmlich abgesägt wurde, hab ich ja nun wirklich mitgekämpft. Ich hab ja auch dem Pleitgen noch die Hölle heiß gemacht und Faxe an diesen blöden Sender geschickt. Und dann hieß es ja plötzlich, Schwingungen bleibt, es stand sogar in der Zeitung. Dann habe ich das dem Trenkler rübergefaxt, der räumte gerade sein Haus aus, oben in Norddeutschland und zog nach Schweden. Der ist vom Stuhl gefallen, er hat geheult vor Freude. Dann entpuppte sich das ganze wieder als Ente, das war ein hin und her, das kann sich keiner vorstellen. Und dadurch bin ich mit Winfrid immer gut in Kontakt gewesen. Er hat mich hier ein Paar mal besucht, hat hier übernachtet und wir haben nächtelang über Musik gequatscht. Und er hat immer wieder gesagt, "Eroc, Du mußt einfach mal wieder was neues machen." Ja was soll der Eroc neues machen? Seine rockige Art, seine Ziehharmonika Art, seine elektronische Art, seine GROBSCHNITT Art, seinen Witz? "Ja, nun mach doch mal wieder was elektronisches." "Ach nee, das is mir zu fade, das Gedudele da, das mach ich doch vor'm Frühstück. Synthesizer an und Sequenzer, das befriedigt mich nicht. Bin Trommler, muß arbeiten." "Ja aber die Leute möchten das und bla bla und so." Ja und dann hat er gesagt, "Paß auf, spiel mit in Duisburg bei dem Hochofen-Festival. Da kommt der Klaus Schulze und den kennst Du ja auch von früher." "Ja," ich sag "gut, was soll ich da denn machen? Alleine? Dann muß ich erst mal ein Musikstück machen." Und zu der Zeit habe ich im Studio sehr viel produziert und habe dann zum Winfrid gesagt, "Ich schaffe's nicht." Jetzt kam er wieder an und sagte, "Hör mal, Schweden." Das heißt, er hatte mich hier besucht und erzählte mir was von dieser kleinen schwedischen Insel. Das ist schon zwei Jahre her. Er träumte immer davon da was zu machen. Und irgendwann rief er an und sagte, "Hör mal, ich mach da was. Ich wär froh, wenn Du da mitmachst." Ich sagte, "Winfrid, Nägel mit Köppen. Ich mach mit. Egal und wenn ich mich mit der Ziehharmonika auf die Bühne setze." Und dann ergab es sich. Dann hab ich überlegt: was könnte ich machen? Und dann war zufällig Urs Fuchs da, der hatte im Woodhouse-Studio für eine Produktion für mich einen Baß einzuspielen. Ich hab dem Urs was erzählt von dem Festival und Urs sagte, "Hör mal, ich hab 'ne Kassette mit 'nem Stück, das hab ich gemacht, das könnte von Dir sein." Und da kam er dann mit diesem Thema an, mit diesem Gitarrenthema. Ich sagte, "Es gefällt mir gut. Urs, könnte ich was draus machen." "Ja" sagt er, "bitte. Ich bitte darum." Ich sagte, "Urs, komm doch mit nach Schweden." "Jau ich komm mit nach Schweden." Und so hat sich das gefunden. Urs hat mich unterstützt mit nach Schweden zu fahren. Wir haben uns gegenseitig gefeatured und es gab nur Schwierigkeiten. Wir haben gekämpft bis einen Tag vorher haben wir..., war noch die Frist. Ich hab gesagt, wenn bis um halb drei diese verdammte Digitalmaschine nicht läuft, wir waren da im Studio am abmischen, dann sag ich ab. Es stand also immer noch auf der Kippe, machen wir mit oder nicht. Und wir hatten unglaubliche Schwierigkeiten. Nicht nur daß das Auto kaputt ging, sondern das tatsächlich auch Geräte kaputt gingen, daß Produktionen nicht liefen, daß dies schief ging, das schief ging. Und dann klappte auch die Buchung irgendwie mit der Fähre nicht und es war nur Theater. Wir haben bis zum Schluß gekämpft und trotz aller Schwierigkeiten gesagt, "Wir machen das." Und dann haben wir das gemacht und Gott sei Dank haben wir es gemacht. Es war also so schön. Und es hat irgendwie den Grundstein für die Zusammenarbeit gelegt. Also werden wir mal gucken, was dabei herauskommt. Wenn mir das gefällt, was dabei rauskommt, machen wir weiter.

Stephan: Auch Live?

Eroc: Das sollte kein Problem sein, wir sind beide gestandene Handwerker. Der Urs spielt ja nach wie vor bei FARFARELLO und die spielen ja nun sehr oft. Und ich hab auch keine Angst vor der Bühne. Ich hab das weiße Licht ja mehr als 1.000 Mal gesehen. Es ist also durchaus möglich, daß wir das live machen. Nur wenn, dann im exklusiven Rahmen. Also nicht in jeder Kneipe an der Ecke, auch nicht wie GROBSCHNITT früher auf jedem sauerländer Schützenfest, sondern doch bei ausgewählten Sachen, ebenso wie in Schweden. Wobei beim Trenkler, soweit ich weiß, tatsächlich schon der Wunsch gewachsen ist, daß wir im nächsten Jahr in Schweden wieder mit dabei sind. Er will zwar nicht das gleiche noch mal präsentieren, aber er möchte gern das wir noch mal mit dabei sind. Vielleicht wird das ja was.

Peter: Aber es wird dann von der Zusammenarbeit mit Urs Fuchs auch noch was zu hören sein?

 

Eroc: Ja, wir werden zunächst mal dieses Stück, was wir da gemacht haben, das "Aqua acclivis", was auf diesem Sampler, auf unserer kleinen CD drauf ist, noch mal überarbeiten. Es sind zwei, drei Stellen da drin, die sind mir einfach zu langweilig, die müssen raus. Und es ist mischtechnisch ganz auf die schnelle, innerhalb von einer Stunde in einem kleinen Studio, mal eben so zusammengemischt. Dafür ist es verdammt gut, aber ich weiß was man noch rausholen kann. Und wenn ich mit CD's an die Öffentlichkeit gehe, dann also nicht mehr Amateurklasse. Dann nur noch Weltklasse vom Klang her, daß wirklich die Leute auch merken, daß da was dahinter steckt. Und da wollen wir das Stück noch mal überarbeiten, das wird dann da drauf sein und eben mehrere neue. Das ganze Ding soll bei Repertoire rauskommen, die haben also schon Interesse bekundet, was ich sehr gut finde. Denn da wird Repertoire eine Linie aufreißen, die ich also für wichtig halte. Nämlich mit alten, oder sagen wir besser mit etablierten Künstlern was aktuelles zu machen. Die haben ja nun verschiedene Oldies in ihrem Programm und ich bezeichne mich ja auch als Oldie mit GROBSCHNITT. Aber ich mach ja was, ich bin ja der einzige von GROBSCHNITT, der noch aktiv was macht in der CD-Produktion und Kompositorik. Und der einzige, dessen Namen man ja also immer mal wieder hört und sieht. Von den anderen kommt ja nichts. Und von daher gesehen, kriegen wir Repertoire vielleicht dahin, daß sie auch ein bißchen in der aktuellen Szene mitreden.

Stephan: Vielen Dank für das ausführliche und interessante Interview.

 

Interview-Menu