EROC alias Joachim Heinz Ehrig

 

"Eroc" ist der Künstlername des 1951 in Weimar (Thüringen) geborenen Joachim Heinz Ehrig, den dieser sich mit Beginn seiner Zugehörigkeit zur Rockgruppe Grobschnitt Anfang der Siebziger zulegte. Seine Musik, vor allem jene, die er ab 1975 als Solomusiker veröffentlichte, ist zweifellos auch Leuten ein Begriff, die weder seinen Namen kennen noch jemals - etwas von seiner Hagener Rockformation gehört haben.

Gibt es ein stärkeres Indiz für Erocs Popularität? Bei Grobschnitt war er der Schlagzeuger, Texter und Techniker, doch bereits ab 1967 entwickelte er eigene Methoden, sich künstlerisch auszudrücken. Als Multiinstrumentalist spielte er Piano, Gitarre, Baß, Akkordeon, Mellotron, Synthesizer, er sang und experimentierte sowohl mit bewährter Studiotechnik als auch selbst entworfenen Geräten. Bereits lange bevor Elektronikspezialisten wie Klaus Schulze, Michael Rother oder Mike Oldfield mit ihren Veröffentlichungen Erfolg hatten, fertigte der ausgebildete Chemielaborant Musikstücke im Playbackverfahren an.

Im Jahre 1970 schuf er eine elektronische Collage ""Horrorgoll") deren Stereoeffekte mit der erst Jahre später entdeckten Kunstkopftechnik vergleichbar sind. Seine ersten Ideen seien "nur so zum Hausgebrauch entstanden," sagt er, und perfektionierte in der Folgezeit die Qualität der Aufnahmen. Auf seinen ersten beiden Solowerken "Eroc" /1975) und "Eroc II" (1976) befanden sich Musikschnipsel und elektronische Effekte, die er für die opulenten Bühnenshows Grobschnitts kreiert hatte. Anfang der Siebziger begann auch seine Zusammenarbeit mit dem international renommierten Experimentalgitarristen Hans Reichel, für den er seit 1972 zehn Alben aufnahm. Unter dem Titel "Hans Reichel & Eroc: The Return Of Onkel Boskopp" erschien 1997 ein Duo-Projekt der zwei Freunde bei Repertoire.

Eroc ist ein Multitalent, musikalisch wie auch sprachlich. Läßt man den Künstler sich einmal selbst beschreiben, so eröffnet sich der Zuhörerschaft eine ganz eigene Welt aus schier grenzenloser Kreativität, Eigensinn, Sturheit, Großzügigkeit, Offenheit, Humor und entwaffnendem Wortwitz. Er sei "... ein notorischer Perfektionist, spiele außer Blas- alle Instrumente, singe wie ein Ofenrohr, das Magenschmerzen hat," erklärt er augenzwinkernd, und charakterisiert seine besonderen Fähigkeiten mit einem "... totalen Durchblick in allen elektronischen und tontechnischen Angelegenheiten sowie der Gabe, aus einem Eimer und fünf leeren Konservendosen einen Farbfernseher zu bauen."

Der Ohrwurm "Wolkenreise" vom Album "Eroc 3" wurde 1979 von der "Metronome" als Single ausgekoppelt und entwickelte sich zu seinem größten Hit. 1982 veröffentlichte er "Eroc 4", ein Jahr später stieg er bei Grobschnitt aus, um sich neuen musikalischen Herausforderungen zu widmen.

In den späten Achtzigern machte sich Eroc einen Namen als erfolgreicher Produzent (u. a. Phillip Boa) und Mitbetreiber des "Woodhouse Studios" in Hagen. Seit Anfang 1998 hat er ein eigenes Mastering-Studio in seinem Wohnort Breckerfeld.

Auf dieser neu zusammengestellten und von Eroc selbst remasterten Doppel-CD befinden sich insgesamt 34 Stücke, die das gesamte Schaffensspektrum des Meisters wiederspiegeln.

Seine Musik ist empfindsam, will entdeckt werden, bietet auf der einen Seite Ruhe, Entspannung, Frieden, auf der anderen den totalen Kontrast mit intelligenten bis wahnwitzigen Texten und Soundexplosionen, von denen manch zeitgenössische Band nur träumen kann.

"Musik ist eine ehrliche Sprache, jenseits der Unzulänglichkeiten der Grammatik", gab er bereits 1975 anläßlich der Veröffentlichung seines Solodebüts zu Protokoll. Wie gesagt, als Außenstehender Eroc zu charakterisieren, würde einem Musiker mit seinem musikalischen wie persönlichen Facettenreichtum sicherlich nicht gerecht. Man muß den Mann einfach selber sprechen lassen.

Matthias Mineur (Aus dem Booklett der CD "Erocs Wolkenreisen")

 

Eroc