5. Betzdorfer Videonacht (12.04.2003)

Heute, am 13.04.2003, sitze ich an meinem Rechner und bin immer noch dabei die Eindrücke vom gestrigen Tag zu sortieren. An einem sonnigen Frühlingstag hatte nämlich Markus Grigat zur 5. Grobschnitt Videonacht nach Betzdorf eingeladen. Der BAER brachte es nachmittags mit seiner eigenen Interpretation eines bekannten Sprichwortes auf den Punkt: „Wenn Engel und Bären reisen, dann scheint die Sonne “.


Banner am Betzdorfer Jugendtreff

Der diesjährige Event kann wohl als der beste der bisherigen bezeichnet werden. Das lag vor allem an dem großen Zuspruch der Fans, es waren mit ca. 100 Besuchern gut doppelt soviel da wie im Vorjahr, und an der Präsenz von EROC, BAER, Urs Fuchs und Frank Jacob.

Doch ich fange mal etwas früher am Tag an. Mit Ralf Dreger und seiner Frau ging es schon am frühen Nachmittag Richtung Hagen los. Wir trafen uns mit EROC und dem BAER um dann im Autocorso gen Betzdorf zu fahren. Ügo aus Hannover hatte speziell für EROC ein Bild gemalt, dass eine Kombination von Rockpommels Land (der Maraboo) und Solar Music (Feuer) darstellt. Die Übergabe fand in EROC’s Garten statt. Danach ging es dann los, der Treck (drei Fahrzeuge) kam ins Rollen. Es machte sich schon auf der Fahrt eine freudige Spannung breit.


Eroc bekommt von Ügo ein Bild

In Betzdorf angekommen, begrüßten wir erst einmal Markus und seine Frau, die wieder mit sehr viel Engagement alles vorbereitet hatten. Sogar ein Banner mit der Aufschrift „Grobschnitt Party“ zierte den Betzdorfer Jugendtreff. Kurz nach unserer Ankunft traf auch Urs Fuchs, der Mitglied von Farfarello ist und mit EROC die „Eurosonic Experiences“ gemacht hat, ein. Nach einem ersten Durstlöscher musste dringend BAER’s Heißhunger auf Eis gestillt werden. Also auf zu Betzdorfs Innenstadt und ins Eiscafe. Wir nahmen draußen Platz denn die Sonne entwickelte schon ein Menge Energie.

     
Erst ein Pils mit dem BAER (da konnte man beim Anstoßen noch was lernen), dann ein Eis in der Sonne genießen

So gemütlich in der Sonne sitzend und einen leckeren Eisbecher vor der Nase entwickelten sich schon die ersten interessanten Gespräche. Dabei entpuppte sich der BAER als gutmütiger, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen habender Bursche, eben ein gemütlicher BAER. Einige Anekdoten, wie zum Beispiel der Auftritt in einem Berliner Rundfunksender oder die Sache mit Winfrid Trenkler (Haufen auf der LP) machten die Runde. Ich muss sagen, es war für mich ein toller Beginn dieses Grobschnitt-Events.

Gegen 18.00 Uhr gings dann wieder zurück zum Jugendtreff, wo sich mittlerweile schon einige Fans eingefunden hatten. Sie strömten wieder aus allen Landesteilen in die „Grobschnitt-Metropole“ Betzdorf. Aus Berlin, Hamburg, Aschaffenburg, Remscheid, ja sogar Holland und aus der Schweiz (die letztgenannten hab ich aber nicht gesprochen) waren sie angereist. Aufgrund dieser Tatsache könnte man die Textzeilen aus „Wir wollen leben“ in

"100 Leute und es werden immer mehr,
für uns gibt’s nur das eine Ziel ….. "

abwandeln, um die Magie und die Tendenz der Treffen zu beschreiben.

Aufgrund des schönen Wetters und dem Rauchverbot im Raum, fanden sich immer wieder Fans und Gäste draußen vor dem Jugendtreff ein, um neben ihrem nikotinvollen Laster nachzukommen auch über alte Zeiten zu sinnieren. Anfangs bildete sich eine Traube von Fans um EROC, der alle Fragen beantwortete. Auch BAER war an diesem Tag ein begehrter Gesprächspartner. Das Ganze fand in einer absolut entspannten und lockeren Atmosphäre statt. Eine rundum gelungene Sache.

     
Fans im Gespräch mit EROC                                                            Der BAER (links) und Frank Jacob (rechts)

Bevor wir die ersten Bilder zu Gesicht bekamen, sprach EROC nach der Begrüßung durch Markus noch einige Worte. Er bestellte vor allem Grüße von Toni, Milla und Geheimrat Günstig, die leider an diesem Tag verhindert waren und deshalb nicht kommen konnten.


EROC macht die Ansage

EROC und Ralf Dreger hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, denn sie hatten es fertig gebracht, dass die „History Of Solar Music Vol. 4“ just an diesem Tag fertig war. Die CD fand dann auch einen reißenden Absatz.

Ein ungewöhnlicher Gast, den die meisten bis dato noch nicht kannten, war der Kanadier Frank Jacob. Er ist professioneller Filmer und dreht derzeit eine Dokumentation über die Deutsche Rockmusik der 70’er mit dem Titel "The History Of Krautrock". Hiermit will er den Bands, die auch Vorbild für internationale Acts geworden sind, huldigen. Den ersten Teil wird er über Grobschnitt drehen. Mit den Aufnahmen hat er auch schon begonnen und so wurde gegen 20.00 Uhr ein gut fünfminütiger Ausschnitt des fertigen Materials gezeigt. Wir sahen EROC im Interview, Zeitungsausschnitte und alte Fotos die mit Grobschnitt-Musik oder EROC’s Stimme unterlegt waren. Das ganz in schwarz-weiß gehaltene Material macht jetzt schon einen sehr ansprechenden Eindruck. Das es den Anwesenden gefiel, konnte man an dem anschließenden kräftigen Applaus hören. Das Endergebnis soll dieses Jahr noch fertig werden und eventuell im nächsten Jahr im Fernsehen ausgestrahlt werden. Vorstellbar ist aber auch eine DVD.

     
Ausschnitte aus dem Video von Frank Jacob

Frank, der  in einigen kanadischen - hierzulande jedoch unbekannten - Bands Schlagzeug gespielt hat, sagt von sich, dass er von EROC inspiriert wurde. Ein Kumpel lieh ihm die „EROC 1“ und als er diese hörte war er von den ungewöhnlichen Klängen fasziniert. Als er dann leihweise „Rockpommels Land“ und „Solar Music Live“ bekam, war es um ihn geschehen. Das macht auch deutlich warum er gerade mit Grobschnitt beginnt. Über welche Bands danach Filmmaterial zusammengestellt werden soll, steht noch nicht fest, es könnten aber - wie er mir sagte - so bekannte Namen wie Kraftwerk, Tangerine Dream, Can etc. werden. Frank möchte mit seiner Arbeit sowohl den deutschen sowie den internationalen Rockfreunden die Band näher bringen. Aus diesem Grund wird der Film wahrscheinlich auch in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln (oder umgekehrt) erstellt.


Ausschnitt aus dem Video von Frank Jacob

Frank war an diesem Tag aus Salzburg angereist um diesen Event mitzuerleben. Er hatte die Band niemals live gesehen, daher wollte er das Flair, das diese Band über so viele Jahre umgab durch die Fanreaktionen aufnehmen. Während des Events machte er mit seiner Videokamera einige Aufnahmen, die sicherlich in seinen Film einfließen werden.


Der vollbesetzte Raum (draußen ging es währenddessen auch weiter)

Als erste Konzertaufnahme konnten wir dann eine Solar Music-Version aus März 1983, also ein paar Monate vor EROC’s Austritt, erleben. Mir war gar nicht mehr bewusst, dass die Band schon zu EROC’s Zeiten unser aller Kultstück in deutscher Sprache präsentierte. Die Bildqualität war zwar nicht die beste (Farbschwankungen, die teilweise in schwarz-weiß-Bilder übergingen sowie ein unscharfes Bild), aber die Version kam vom Sound gut rüber. Ein schönes Dokument.

Es folgte eine Pause, in der EROC sich im ersten Stock platzierte um den Anwesenden Autogramme zu geben. Der dementsprechende Andrang führte folglich auch zu einer Warteschlange. EROC meisterte das aber in einer Seelenruhe und widmete jedem Fan die notwendige Zeit.

      
Fans stehen für ein Autogramm an                                       EROC gibt mir ein Autogramm

Nach dieser Pause ging es wieder mit bewegten Bildern aus der Konserve weiter. Der fünfminütige Ausschnitt von Frank Jacob's Film wurde noch einmal gezeigt. Danach kam ein Beitrag, der nicht so ganz die Zustimmung aller Anwesenden fand. Markus hatte ein Video aufgetrieben, bei dem ein Trio (bestehend aus einer Frau und zwei männlichen Wesen) das Stück „Illegal“ auf ihre ganz eigene Weise interpretierten. Auf mich machte die Aufnahme den Eindruck, als sei dies bei einer Karnevalsveranstaltung gelaufen. Das ganze war schon etwas schräg, aber lustig. Nach ein paar Minuten war dann dieser Teil auch beendet.

 

Den weiteren Verlauf könnte man mit den berühmten Worten „The same procedure as every year“, denn es folgte der legendäre Rockpalast Auftritt aus dem Jahr 1978. Das komplette Konzert mit „Vater Schmidt“, „Come On People“ und „Solar Music“ wurde geboten. Am Ende von „Solar Music“ gab es dann noch eine pyrotechnische Einlage von Markus Grigat und Jörg „Mocki“ Mockros, die sich dazu extra noch mal alte Bühnenkostüme überstreiften.

So langsam war die Mitternachtsgrenze erreicht und wir machten uns auf den Weg heim. Wie lange die härtesten noch ausgehalten haben, weiß ich nicht, aber da zu diesem Zeitpunkt noch einige da waren, wird es wohl noch ein Weilchen gedauert haben.

Von diesem tollen Tag kann ich hier nur einige Eindrücke beschreiben, denn es passierte einfach so viel - vor allem in den Gesprächen - dass das erst einmal sacken muss.


Mocki im Kostüm


Spaßvogel Eroc mit Stirnlampe

 

Ein großes Dankeschön an dieser Stelle auch an EROC, den BAER, Urs Fuchs und Frank Jacobs, die sich wirklich viel Zeit genommen haben. EROC verließ beispielsweise erst gegen 24.00 Uhr den Ort des Geschehens. Hier wurde die so oft geschilderte Nähe zu den Fans, die Grobschnitt immer auszeichnete, wieder deutlich.

Ich freu mich schon auf das nächste mal und hoffe, das auch dann wieder der ein oder andere Musiker da sein wird. Vielleicht spornt die "alten Recken" ja die Resonanz auf dieses Event etwas an.

Stephan Schelle, 13.04.2003

 

Events