Sylvan - Posthumous Silence

 

Sylvan - Posthumous Silence
Point Music (2006)

Das fünfte Album der Hamburger Progrocker Sylvan ist ein Konzeptalbum geworden, ihr erstes im Übrigen. Mehrere Monate haben sie an diesem und zeitgleich an einem Rockalbum gefeilt. Doch zunächst erscheint im April 2006 die CD „Posthumous Silence“. 15 Stücke zwischen 1:20 und 9:02 Minuten Länge umfasst der über 70minütige Silberling. Nach den beiden Knallern „Artificial Paradise“ und „X-Rayed“ bin ich schon sehr gespannt auf das neue Werk und lege es in den Player. Nach dem ersten Hören lässt mich das Werk etwas irritiert zurück, denn herausstechende Stücke – mit Ausnahme des Titelsongs am Ende der CD – findet man hier nicht. Vielmehr stellen die einzelnen Stücke ein Gesamtwerk dar, da sie auch nahtlos und teils durch eingewobene Geräusch- und Sprachaufnahmen ineinander übergehen. Zweifelsohne ist „Posthumous Silence“ ein Werk, das man auf sich wirken lassen muss und das sich erst langsam entfalten will. Nach mehrfachem Hören fasziniert mich das Werk immer mehr.
 

 

Allerdings ist klar festzuhalten, dass Sylvan einen eigenen Stil haben, den man nach den ersten Tönen schon erkennen kann, was teils auch an Marco’s markantem Gesang liegt. Und wie viele Bands können das schon von sich behaupten?

Die CD startet mit der zweiminütigen Overtuere „Eternety Ends“, die anfangs - durch sich in der Lautstärke steigernde Keyboardflächen und Vogelgezwitscher - eine gewisse Idylle aufzeigt, dann aber Soundtrackartig (Chöre à la „Herr der Ringe Soundtrack“) einen Stimmungswechsel erzeugt, der sehr melancholisch wirkt. Es folgt „Bequest Of Tears“, das durch Piano, Cello und Marco’s einfühlsamen Gesang besticht. Hier wird erstmals ein musikalisches Thema angestimmt, dass im abschließenden Titeltrack zum Höhepunkt avanciert. Im dritten Track „In Chains“ wird es erstmals härter, so wie wir es auch vom Vorgängeralbum kennen. Allerdings sind in diesen acht Minuten einige Rhythmus- und Soundwechsel vorhanden (auch Keyboard- und Gitarrenklänge wie von Genesis etc. sind hier zu finden), die im ersten Moment irritieren, aber nach mehrfachem Hören immer mehr zu überzeugen wissen. Das ist sehr ausgeklügelt, ideenreich und intelligent gemacht. Das ganze Album geht in diesem Stil weiter. Songs, von härteren Riffs gekennzeichnet, wechseln sich mit sehr melancholischen und einfühlsamen Songs ab.

Auch wenn es bei diesem sehr kompakten Album schwer fällt, einen Titel herauszuheben, so muss ich doch den Titeltrack, der ganz am Ende die CD beschließt sowie das neunminütige „Pane Of Truth“ nennen. Diese Songs haben eine klasse Melodie und gehen direkt unter die Haut. Mein Tipp ist allerdings, das Album komplett in einem durchzuhören, nur so entfaltet sich die ganze musikalische Palette vor dem Ohr des Hörers.

Insgesamt ist die CD sehr stimmig und vermittelt einen sehr geschlossenen Eindruck. Sylvan ist mit dieser CD ein tolles Werk gelungen. Einmal mehr beweisen die fünf Hanseaten, dass sie zur Prog- / Artrock-Elite Deutschlands zählen. Absolute Kaufempfehlung!!!!!!

Stephan Schelle, April 2006

 

Sylvan